"Seid Ihr bereit für meinen Amoklauf?" fragt Bastian Polak, der Kopf hinter dem Projekt Septron im zweiten Track seines ersten Albums "Wuterguss". Ist der Albumtitel noch ein ganz passables Wortspiel, so gerät sein Amoklauf im Laufe des Albums vor allem zu einer Konfrontation mit der deutschen Sprache. Denn angesichts der einfachen und mitunter viel zu platten Reime kann man nun wirklich nicht von anspruchsvollen Texten sprechen, wie es der Promozettel verspricht.
So gut wie jeder Song missfällt immer wieder vor allem durch die Lyrics, die zwar entweder politisch und sozialkritisch sein sollen oder aber persönliche Themen ansprechen, die aber wirklich in allereinfachstem Deutsch nach dem Motto "hauptsache es reimt sich irgendwie" erstellt wurden. Ein paar wirklich schaurige Beispiele liefert der Song "Opfer":
"Ich jage dich in meinem Wahn, so stark wie ein Orkan"
"Eure Körper werden brennen, um euer Leben müsst ihr rennen"
"Ihr werdet Opfer sein und vor Angst laut schrei'n"
"Fürchtet euch um eure Seelen, ich werde sie heut schlachten. Alle die ich hier nun quäle waren die, die über mich nur lachten."
Man kann im Grunde genommen wirklich in jedem Song entsprechende Beispiele finden und das trübt den Höreindruck leider ungemein. Darüberhinaus gibt es auch manch grammatikalische Schwäche, so heißt es in "Blasphemie" "und nehm' ihn an der Hand" - dummerweise heißt es "an die Hand nehmen". Köstlich auch die ersten Zeilen von "Blumenwelt": "In einem Blumenfeld bin ich ein spitzer Dorn, der dich in deine nackten Füße sticht..." - nee, das muss doch echt nicht sein.
Eigentlich ist es schade, dass die Texte so dermaßen missraten sind, denn musikalisch ist das von Septron gebotene um einiges ansprechender. Dunkler, oft ruhiger gehaltener Electro, der sich nur wenig an den Gepflogenheiten aus den Clubs orientiert. Auch die Tatsache, dass Bastian oft mit unverzerrter Stimme und das auch noch recht ordentlich singt, hebt die Musik von vielen anderen Bands von der Stange ab. Er ist bemüht, der Musik einen emotionalen Touch zu geben, was aber durch die Texte ungewollt erfolgreich gekontert wird. Allerdings sollte er aufpassen, dass er nicht wie bei "Herz aus Stahl" zu sehr in Richtung Gothic-Schlager à la Unheilig abdriftet, zumal auch leichte stimmliche Ähnlichkeiten zu erkennen sind.
FAZIT: Musikalisch überrascht der "Wuterguss" mit Eigenständigkeit, textlich liegt die Gefühlslage des Hörers allerdings irgendwie zwischen Grusel, Fremdscham und Amüsiertheit - bei deutschen Texten fällt es nun mal viel schwerer, Fehltritte zu überhören, weshalb eine bessere Beurteilung hier im Gesamtkontext nicht möglich ist.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.07.2010
Bastian Polak
Bastian Polak
Sonic-X
61:28
04.06.2010