Spacerock einmal mehr: SERPENTINA SATELITE erinnern mit ihrer Himmelsmechanik wieder daran, wie nah man den Sternen in Südamerika ist. Die Musikszene dort bietet schließlich nicht wenigen Weltraumnebelwerfern ein Zuhause, und deutsche Labels widmen sich diesen wuchtigen Allkreuzern mit Vorliebe.
Nichts geht unter fünf Minuten, so auch bereits "Fobos" mit fast der doppelten Spielzeit. Die fiependen HAWKWIND-Sounds brauchen eben etwas, bis sie sich von sachten Andeutungen zu Stürmen auswachsen, die immer noch verhallt klingen, jedoch keinen Zweifel an der intensiven Herangehensweise ihrer Erzeuger lassen: die Reise endet in der Gehacktesmühle von Castillejos, ohne dass nur ein Wort gesprochen werden musste. Der Drummer ist es auch, der den zweiten Track einleitet. Echos, Vintage-Bassdröhnen im relativ griffigen Groove, und so etwas wie ein echtes Gitarrenmotiv, welches gleichwohl allerlei Störgeräusche an möglicher Zudringlichkeit hindern. Unverständliche Worte erklingen ebenfalls in dieser raren Zurschachustellung von SERPENTINA SATELITEs Verständnis, was ein kompaktes Lied ausmachen könnte. Allerdings bekommt man den Übergang zum Titeltrack nicht mit, der erneut stoisch die Schuhe der Moorcock-Posse herunterspielt - mit verhexten Stimmen und viel zu leisem Gelaber vor zischendem Gitarrenantrieb.
Was, nur zwei Minuten? - Natürlich kann "Imaginez Quel Bonheur Ce Sera de Voir Nos Chers Disparus Ressuscités!" in diesem Format nur ein Intro zum bitteren Ende sein, und in der Tat leitet der schamanische Gesang über zum fuzzy sägenden Riff von "Al Apaec", das vom rhythmischen Grundgerüst Bass/Schlagzeug abgesehen auch nichts weiter zu bieten hat. Nein, SERPENTINA SATELITE verlassen sich viel zu sehr auf vermeintliche Atmosphäre, die sie nicht immer zu erschaffen in der Lage sind; originell fühlt diese sich zudem nie an, denn anscheinend kann man Spacerock entweder nur auf solch verhuschte oder massentaugliche Weise spielen, wie es LITMUS schaffen - und die Urväter mit maximal einer Handvoll ihrer frühen Stücke. Dass "Sendero", das längste von SERPENTINA SATELITE, relativ abwechslungsreich daherkommt und ab der Hälfte schnellmetallisch aufbraust, nimmt man nach all dem Gewaber kaum noch wahr. Stiltreue verschenkt hier Potenzial - wie so oft und gerade in diesem Subgenre.
FAZIT: "¿Dónde está la muerte?", fragt man sich am Albumende zurecht, weil Schneid und Schmiss ganz offensichtlich fehlen. Statt sich der Tradition des Enterprise-Rock zu sehr hinzugeben, sollten SERPENTINA SATELITE lieber für Weltraumstaunen sollen. Es hat noch niemandem geschadet, Pilzkulturen gegen handfestes Schwarzbrot einzutauschen; dann klappt's auch mit dem Stuhlgang, denn "Mecanica Celeste" zeigt die Band in dieser Form bestenfalls von ihr pröttelnden Seite … dünner Ausfluss, das.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2010
Felix Dextre
Dolmo, Renato Gomez
Dolmo, Renato Gomez
Aldo Castillejos
Rocket Recordings
43:35
05.09.2010