Die alte TNT-Stimme Tony Mills ist omnipräsent. Die Fronten, an denen der Sänger aktiv ist, gleichen sich: Melodic Rock für die gesetzte Generation, wohin man hört. Auch dieses Debütalbum schickt sich an, die Dauerwellen von vor nunmehr gut 20 bis 25 Jahren aufzufrischen - gar nicht einmal schlecht, so viel schon vorab.
"A Touch of Heaven" bietet zunächst keine Neuerungen, ergeht sich textlich in der Alltagsromantik des kleinen Mannes, dessen Sprache der Veteran gerne spricht - sich selbst ebenfalls als Basismensch sehend und wohl wissend, dass die fetten Jahre vorüber sind. Den Blumentopf hat man in den Jubeljahren des Genres bereits gewonnen und ist so weit abgesichert, dass der Spaß an der Sache allein noch zählt. Das Grinsen erstreckt sich vom offensichtlichen Hit "Whatever Heartache" bis zum eher gedämpften "Lonely Nights", ohne den Mundwinkel des Stilkenners nach unten zu ziehen. Was an Überraschungsarmut anzukreiden ist, kompensiert dieser Würfelbecher gestandener Musiker im Verbund mit noch recht milchgesichtigen Kollegen durch die gar nicht nach Projekt riechende Qualität der Kompositionen sowie vor allem einen überzeugenden Sound ohne Klinikgeruch, für welchen Mark Stuart (höre auch Magnum) verantwortlich war ... poliert zwar, aber gerechtfertigt, so lange das Grundmaterial alles andere als schäbig ist.
Dass diese Musikrichtung in turbulenten Zeiten wie diesen Ihrer völkischen Leutseligkeit Zuversicht spendet und dementsprechend wieder leichten Aufwind erhalten hat, gereicht SERPENTINE zum Vorteil; nachteilig ist wie gesagt die mangelnde Alleinstellung und das inzestuöse Aufgebot an Strippenziehern hinter diesem Versuch, den Himmel zu berühren. Innerhalb des gegebenen Rahmens mag dies gelungen sein. Survivor, Journey, Foreigner oder Toto sähen (gäbe es die einen noch) oder sehen (die anderen, wieder auferstandenen und so weiter) sich also besser vor.
FAZIT: SERPENTINEs Erstling lässt junges Blut nicht eben in Wallung geraten, verköstigt den älteren Herrn und die Dame jedoch mit gar nicht so kraftlosem Rock, dessen Gitarren angenehm braten und Harmonien feilbieten, die ungeachtet der Stilistik immer funktionieren - wie auch die Melodien, die man nur von der Kante stößt, falls man Granitohren hat - eingeschränkt also auch szeneübergreifend zu empfehlen, dieses Ding. Geschmäckler können sich ja die Augen beim Betrachten der Bandfotos zuhalten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.03.2010
Gareth David Noon
Tony Mills
Christopher Gould, Tony Mills
John Clews
Gareth Vanstone
AOR Heaven
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26.03.2010