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Seti: Discoveries

Stil: Retro Prog

Cover: Seti: Discoveries

Seltsamerweise weist das zweite Album der chilenischen Band SETI fünf(!) Gitarristen aus. Doch Mastermind und prägender Instrumentalist hinter dem Bandnamen ist der Keyboarder Claudio Momberg. Insofern ist „Discoveries“ eher ein Werk für Anhänger satter Tastenklänge, ganz besonders der des frühen und mittleren TONY BANKS. Womit die musikalische Richtung gleich vorgegeben ist: SETI spielen voluminösen, hochmelodischen Progressive Rock, der gelegentlich ein wenig auf die Tube drückt, aber es öfter noch – vor allem zu Beginn – sphärisch-elektronisch mag, sodass „Discoveries“ einige Anreize für Fans der Musik á la TANGERINE DREAM und KLAUS SCHULZE bieten dürfte.
Jaime Scalpello gehört gesanglich ins obere Mittelfeld und wird zudem bei „Ellipse“ vom formidablen Damian Wilson unterstützt.

„Discoveries“ ist ein Album, auf dem alles wunderbar stimmig ist. Vollfette Melodien, die nie ranzig werden; Erhabenheit ohne ins Pathos abzugleiten und eine Interpretation, die durch die Bank durch eine geradezu unbeschwerte Lockerheit besticht. Klar grinsen GENESIS hinter allen Ecken und Enden hervor, doch beweisen SETI genügend Eigenständigkeit, ihr Science Fiction-lastiges Konzept hocherhobenen Hauptes als selbst entworfene Kreation vom Start bis ins Ziel zu bringen.


FAZIT: Immer, wenn du denkst, vergnüglichen Retroprog gibt es nicht mehr, kommt ein Album wie „Discoveries“ daher. „Genug ist nicht genug“, befand einst Konstantin Wecker, doch was die progressive Variante der Rockmusik angeht, kann man gelegentlich an Übersättigung leiden. Vor allem, was jenen Bereich angeht, der sich die erste Hälfte der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Fixpunkt auserkoren hat. Doch dann hauen einem eine Hand voll Chilenen unter der Bezeichnung SETI (oder ist es doch nur ein Projekt Claudio Mombergs?) alle Ingredienzien dieses Stils mit Lust und Laune um die Ohren. Da schaut der „Watcher Of The Skies“ vorbei, bringt „Flowers“ mit und dem geneigten Hörer bleibt nichts übrig, als dahin zu schmelzen vor der Chuzpe, mit der die opulenten Songs dargebracht werden. Zeitlose Musik, was heißt: es interessiert niemanden, ob wir 1972 oder 2010 schreiben. Keyboardlastige Symphonik mit stabilem rhythmischen Fundament - hier beißt zwar nichts, die Zuhörer werden aber auch nicht gnadenlos zugeschleimt. Wunderhübsch und kein bisschen langweilig. Wenn man Tasteninstrumente mag, kann man sich wonniglich drin suhlen...

Ach ja, den Vorgänger „Signs Of Life“ muss ich unbedingt haben. Ist zur Zeit leider nur schwer und recht teuer erhältlich. Aber laut Homepage der Band wird an einer zweiten Auflage gearbeitet.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2010

Tracklist

  1. A Draconian Tale
  2. Ellipse
  3. Underground
  4. The Inner Outside
  5. Uruqhart Castle
  6. Falling Leaves
  7. Contact

Besetzung

  • Bass

    José Luis Ramos, Claudio Momberg

  • Gesang

    Jaime Scalpello , Damian Wilson (2), Claudio Momberg (bv)

  • Gitarre

    Aly Romero, Javier Sepúlveda, Leonardo Basso, Pablo Collarte, Álvaro Graves

  • Keys

    Claudio Momberg

  • Schlagzeug

    Eduardo Cuesta

Sonstiges

  • Label

    Mylodon Records/Just For Kicks

  • Spieldauer

    66:34

  • Erscheinungsdatum

    09.06.2010

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