Süßer die Kuhglocken nie klingen ... TAR QUEEN setzen dieses programmatische wie penetrante Stoner-Stilmittel zum Glück zunehmend sparsam ein, je weiter sie auf "Orgasoline" voranschreiten. Wir danken es ihnen ebenso wie die stilistische Ausweitung, welche ihre Scheibe nach einigen Songs erfährt.
Die Fribourger klingen zu Beginn wie jede zweite Kiffertruppe: weder richtig schlecht noch aufregend. Mitch besitzt allerdings eine originelle, aber ausbaufähige, vielleicht sogar gerade deshalb irgendwie ansprechendere Stimme als die Fronter des Genregros. Den schlichten Dröhnrock-Eindruck relativiert bereits das engagierter ausgefallene Riffing der Songs, welches TAR QUEEN wesentlich weniger offensichtlich gestalten als die ganzen BLACK-SABBATH-Wiedergänger. "Dead and Breakfast" schlägt dann als ziemlich hibbeliger Brocken zu Buche und in eine Noiserock-Kerbe, leidet aber ansonsten unter eher schwachen Vocal-Lines. "Clarabel's Rubber Tools" profitiert hingegen wieder von Mitchs rauer Stimme. Auch "Last Pride of a Fading Man", melancholisch und dann aufbrausend am Ende, verbockt der Klampfer nicht.
"Wonderful Pain" funktioniert als Schnulze allerdings gar nicht, weil dem Herrn dafür der Feinschliff auf den Stimmbändern fehlt. Die Musik von TAR QUEEN steht und fällt also mit den Vocals und hinterlässt somit kein allzu glattes Bild - ein Umstand, den man durchaus willkommen heißen kann, denn so klingt die Combo weniger vorhersehbar. "Funhouse of Upper Hell" deutet an, das die Jungs zu großen Hooks fähig sind. Die Spannungsbögen dieses nach NIRVANA mit verschachteltem Songwriting klingenden Tracks sind fabelhaft ausgefallen. Auch "Ceremonial Ghost" entwickelt sich zum schwärmerisch kantigen Glanzlicht ... ein wenig ironisch, dass man so lange auf selbige warten muss, zumal der Albumtitel sofortige Befriedigung verspricht. Nein, "Orgasoline" darf man sich etwas härter erarbeiten als die gewöhnliche Platte, welche Rock der unverbindlichen Spielart in Aussicht stellt.
FAZIT: TAR QUEEN versprühen Hoffnung, dass Ernsthaftigkeit - sehen wir mal davon ab, dass die Musiker mit Cover und Texten raushängen lassen, dass sie offenbar nicht sexuell ausgelastet beziehungsweise für schlüpfrigen Humor zu haben sind - und Spaß machender, emotionaler Rock sich auch im deutschsprachigen Raum nicht immer ausschließen müssen. Wer gern am sperrigeren Ende des Doomrock-Kantholzes knabbert und etwa die MELVINS sowie Schmutzgrunge à la MUDHONEY und TAD bereits verspeist hat, darf hier lauschen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2010
Ott
Mitch
Michel, Mitch
Ändru
Dirty & Weird
38:09
26.11.2010