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Taurus & Pisces: Inertia

Stil: Art Rock

Cover: Taurus & Pisces: Inertia

Dieses Duo will im Sinne von Tool und Porcupine Tree musizieren. Leider reicht es nur für die nette Atmosphäre der geläuterten Neal-Morse-Werke bis maximal Blackfield ohne griffige Songs.

Dazu sind TAURUS & PISCES gar nicht heavy genug. "Things Can Turn" dient hier exemplarisch: es passt die harschen Akkordanschläge vor orientalischem Hintergrund nicht harmonisch ins zärtlich antizipierende Stimmungsbild ein. Die Zerre wirkt wie ein Fremdkörper zwischen empfindsamem Gesang und perkussivem Drumming. Der Song funktioniert stimmgetragen auch ohne dieses Zubrot als gleichwohl unspektakulärer Beginn. Der Eindruck möchte sich im Folgenden auch nicht ändern. "Mirror Image" würde Menschen wie Chris Rea stehen und gefiele dem Radiopublikum mit plätschernder Leutseligkeit. Das Warten auf Ereignisse, das die Band aufgrund ihrer Eigenbeschreibung evoziert, geht weiter. "Borderline" kommt dann zumindest ein wenig lebhafter daher. Dennoch: der Uptempo, (Z)Artrocker rauscht arm an Hooks vorüber. "Schooldays" ist in seiner Singer-Songwriter-Gestik keinen Deut besser; die generell hörenswerten Texte reichen nicht allein aus, um den Hörer auf ihreSeite zu ziehen, geschweige denn die kolportierte Originalität der Protagonisten zu beweisen. Orgel, Akustikklampfen, alles ganz nett: nur wo bleibt der vermeintlich frische Ansatz? "I play guitar and sing my songs and write down words for you" - Klar, das haben andere auch schon getan, ebenso wie "ice cream in the sun" geschleckt ...

"1975" ist ein gähnend langweilig flötendes Instrumental, das perfekt zur kind(l)ichen Nostalgie des übergreifenden Konzepts passt. "Same" im Anschluss könnte als Titel kaum passender gewählt sein ... okay, ein verhaltener Spannungsbogen macht sich gen Ende mit gniedeligem Solo vor cleanem Strumming breit. "Politics" eignet sich entgegen des Demokratie-kritischen Textes eigentlich perfekt zur Beschallung von Debatten, die im Sande verlaufen. Die Alibiriffs (eigentlich nur das Stakkato eines Powerchords) sind produktionstechnisch ebenso unterbelichtet wie der Geist, der ihre Verwendung in der Musik von TAURUS & PISCES ersonnen hat. "Isn't it funny how ambition isn't all, it seems?" - In der Tat, Freunde. "Under My Skin" trägt das Akustikballadenformat über einen synthetischen Rhythmus in die Vergessenheit, und "Sweet Lucidity" ist Schluss- und relativer Höhepunkt: Streichersounds vermitteln so etwas wie Zudringlichkeit, die dezenten Tastensounds erscheinen ausnahmsweise zweckmäßig, und auch gesanglich ringt man sich die eine oder andere gelungene melodische Wendung ab. Natürlich ist bis hierhin das Kind aber längst in den Brunnen gefallen.

FAZIT: TAURUS & PISCES brechen sich an interessantem Textgut in Kombination mit leutseliger Kunstrock-Muzak das Genick. Bei derart vielen verschenkten Möglichkeiten (charismatische Ansätze beim Gesang, Handwerk nebst Produktion) verspricht "Inertia" zumindest, was sein Titel verspricht. Hier muss sich noch einiges bewegen, um etwas Nachhaltiges zu erwirken. Hochgekochte Erwartungen - Mund verbrannt ...

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.04.2010

Tracklist

  1. things can turn
  2. mirror images
  3. borderline
  4. schooldays
  5. 1975
  6. same
  7. politics
  8. under my skin
  9. sweet lucidity

Besetzung

  • Sonstiges

    Peter Everts, Gert Bruins

Sonstiges

  • Label

    TP / Just For Kicks

  • Spieldauer

    52:58

  • Erscheinungsdatum

    11.04.2010

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