Mit "Entrance" wagen die spanischen Gothic Metaler TEARS OF MARTYR den ersten Schritt in die Öffentlichkeit. Die Band existiert eigentlich schon seit 1996, doch über Demostatus kam das Quintett aus Gran Kanaria bislang nicht hinaus. "Entrance" haben sie 2009 in Eigenregie produziert, nun wird es über STF Records einem breiteren Markt zugänglich gemacht.
"Entrance" ist ein Album krasser Gegensätze, die die Grenzen des Genres austesten. Engelshafter Opern-Sopran trifft auch Growls und Gekeife, bezaubernde Melodielinien auf Parts mit extremer instrumentaler Intensität, und besinnliche Momente auf düstere und aufrüttelnde Passagen. Dass im Mittelpunkt der Kompositionen die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Schatten steht, überrascht natürlich nicht. Angesichts der sehr vielseitigen und wechselhaften Atmosphären, spielen sich im Kopfkino die Szenen der Auseinandersetzung ziemlich plastisch ab.
TEARS OF MARTYR machen die Sache kompositorisch gar nicht schlecht. Sie lassen dem Hörer kaum Gelegenheit, mal in einer Melodie zu schwelgen. Denn alsbald ändert sich die Stimmung wieder und erfordert die Konzentration auf neue Aspekte. Dabei greifen die Elemente aus einzelnen Songs irgendwie auch ineinander über, so dass das Werk recht gut nach einer fortwährenden Geschichte klingt. Lediglich "Prelude To Violence", dass mich an eine verpatzte Violinenprobe erinnert, passt hier nicht so recht rein. Aber offensichtlich soll es eine Art Überleitung zum folgenden Song sein.
Irgendwelche Highlights herauszufischen, ist fast unmöglich. Einerseits ist die Atmosphäre nicht darauf ausgelegt, spezifische Anspieltipps zu entblößen, sondern Stückweise aufeinander aufzubauen und sich zu ergänzen. Auf der anderen Seite spielt sich "Entrance" auch auf einem gleichbleibenden Level ab, ohne dass einzelne Songs daraus hervorstechen können oder das Niveau runterziehen. "Entrance" ist ein Werk, das man sich vollständig zu Gemüte führen muss. Einzelteile des Konzepts herauszureißen, macht keinen Sinn.
Von der technischen Seite präsentieren sich die Leutchen von den Kanaren recht professionell. Der variable männliche Gesang gefällt mir dabei besonders gut. Berenice' hohes Organ ist dagegen in der Abwechslung arg eingeschränkt, wodurch ihr Gesang mit zunehmender Dauer etwas das Gehör ermüdet.
FAZIT: "Entrance" ist für TEARS OF MARTYR ein recht gelungener Einstieg ins internationale Metal-Business. Wer sich das Album zulegen möchte, muss sich allerdings von dem Gedanken an "easy-listening-Gothic" á la WITHIN TEMPTATION lösen. "Entrance" beansprucht die Sinne wesentlich mehr und fordert gelegentlich auch die Akzeptanz einer obskuren Atmosphäre mit dissonanten Momenten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2010
Cesar Rabadan
Berenice Musa, Miguel Angel Marquez
Miguel Angel Marquez, J.M. Astur
Doramas Parraga
STF Records
55:02
07.05.2010