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Tekhton: Alluvial

Stil: Sludge / Doom / Rock

Cover: Tekhton: Alluvial

Die Riffs passen in ihrer Kargheit zur ursprünglichen Ausformung klassischer Dröhnrock-Sounds, rhythmisch erinnert vieles an dahinschlenderndes Post-Irgendwas, das sich Zeit zum Erklimmen emotionaler Gipfel nehmen will, aber auf dem Weg dorthin gelegentlich versackt, und der Gesang ertönt vereinzelt, knorrig rau, jedoch nicht krude - TEKHTON aus Holland sind eine jener Bands zwischen den Stühlen, die man ob ihres schwerlich zu konkretisierenden Alternative-Anspruchs nicht der reinen Doom-Lehre zuordnen kann.

Das beginnt bereits mit dem ahnungsvollen Opener und setzt sich während "Tooth and Nail" fort - bei allem Tremolieren im Iommi-Stil. CROWBAR kommen direkter auf den Punkt, weil sie teils mit Hardcore sozialisiert wurden, doch TEKHTONs BR röhrt ähnlich krude und unterschwellig melodisch vor sich hin wie Kirk Windstein. Dies sorgt letztlich auch - eingedenk des transparenten und allen Instrumenten ihren Platz zuweisenden Sounds - dafür, dass man die Lieder der Gruppe voneinander unterscheiden, ja eben nicht von geziert avantgardistischem Rock sprechen kann. Vielmehr bemühen die Musiker sich, bei gleichzeitiger Traditionswahrung die Fallstricke der tonalen Klischees und stereotypen Gesten - optisch, harmonisch, gesanglich … was auch immer - zu umgehen. Dann kommen schöne Leidenszeugnisse wie "Feed The Worms" heraus, welche ehrlich statt krampfthaft um Neuerung bemüht klingen und dementsprechend berühren. Saitenschrammeln degeneriert hier zumindest nicht zum Eindruck nichtskönnerischer Redundanz zwecks Streckung der Songlänge; der Dynamik zuträglich sind weiterhin zerrfreie Passagen und geschmackvolle Solos - keine typisch breitbeinigen gleichwohl, aber eindeutig zweckgerichtete.

"All Is Glory" karrikiert den Blues und wirkt so angesichts des Titels recht zynisch, während "Tectonic Mass" typischem Sludge wohl am nächsten steht. TEKHTON brauchen sich eigentlich nicht als Schreiber langer Stücke zu beweisen, da sie im übersichtlichen Format stärker überzeugen - gerade, weil sie das sachte Spiel ebenso eindringlich beherrschen; heavy klingen sie allein durch ihre Attitüde, was das Instrumental "011712" deutlich vor Augen hält. Der logische Kompromiss: Überlänge mit zarten Tönen in Gestalt des vorletzten Tracks. Sollte der Outrotitel "90° S" danach für eine unaufhaltsame Abwärtsbewegung stehen, also um 90 Grad nach unten, ist dies differenziert zu sehen: TEKHTON bedienen nicht plump die eine und ewig gleiche Downer-Stimmung, sondern denken das Doom-Konzept wenn nicht wirklich weiter, so doch zumindest eine eigene Richtung, statt alten Helden nachzueifern und die Lippen krampfig nach unten zu verziehen. Trauer und Verdruss können, müssen aber nicht - und wenn, dann bitte auf individuelle Weise.

FAZIT: TEKHTON freuen des Doom-Einerlei überdrüssige Hörer, die sich andererseits jedoch auch nicht mit Drone-, Post- oder Ambient-Präfixen abgeben möchten. Ein Schulterschluss mit der 90er-Noiserock-Riege - think Alternative Tentacles Records - ist allein ob des ausbleibenden Chaos und der fehlenden Zugkraft nach vorne nicht möglich, die generelle Attitüde jedoch ähnlich.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2010

Tracklist

  1. Clove Hitch
  2. Tooth and Nail
  3. Feed the Worms
  4. All Is Glory
  5. Auric Revelations
  6. Tectonic Mass
  7. 011712
  8. The Return of Viracocha
  9. 90° S

Besetzung

  • Bass

    J

  • Gesang

    BR

  • Gitarre

    R, D

  • Schlagzeug

    M

  • Sonstiges

    BR (theremin)

Sonstiges

  • Label

    The Church Within Records

  • Spieldauer

    57:43

  • Erscheinungsdatum

    26.02.2010

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