Denkt man an proggig rockende Klänge aus Polen, denkt man meist zunächst an Mariusz Duda und seine Band RIVERSIDE. Mit seinen Landsleuten TERMINAL versucht sich nun eine neue Band in der anspruchsvolleren Variante von Rock und Metal und ist zumindest sehr bemüht darum, eigene Wege zu gehen und ein eigenes Klangbild zu entwickeln. Daher rührt auch das "Nu" in der Stilbeschreibung, das so manchen erstmal stutzig und vor allem skeptisch machen dürfte. Was nicht ganz unbegründet ist.
Härtemäßig bewegen sich TERMINAL ziemlich genau zwischen DREAM THEATER in den härteren Passagen und den bereits erwähnten RIVERSIDE in den ruhigeren Parts. Auch die moderne, oft unterkühlte Atmosphäre erinnert an letztgenannte, wogegen Sänger Daniel mit seiner eher weichen und angenehmen Stimme (die weit in den Vordergrund gemischt ist) gut zu amerikanischem Alternative Rock passen würde. Wenn er denn normal singt. Wenn die Labelinfo nämlich den Vergleich mit LINKIN PARK bemüht, liegt das an den immer wieder eingestreuten Passagen mit Sprechgesang. Im Song "The Maze" säuselt Daniel gar in R'n'B-Manier. Das ist wirklich Geschmackssache, hebt TERMINAL aber aus dem Gros von ähnlich klingenden Bands ab und weitestgehend ist dieser Gesangsstil auch gut in die moderne Musik integriert. Recht hartes, kaltes Riffing und zeitgemäße, elektronische Soundspielereien an den Keyboards sorgen darüberhinaus dafür, dass die Musik der Band sich nicht in blumigem Artrock verliert. Gelegentliche Jazz-Anflüge runden den Sound ab.
Das Songwriting erscheint leider nicht immer ganz flüssig und ähnelt sich auf Dauer noch zu sehr. Oft vernimmt man Wechselspiele zwischen melodischen und härteren Parts. Drei, vier Songs heben sich ab, das allerdings nicht nur positiv. In "Behind The Mask" wird die Integration der Nu Metal-Elemente auf die Spitze getrieben und das dürfte Traditionalisten gar nicht schmecken, der Song selber gehört aber zu den eingängigsten. "Deep Inside" ist eine wirklich nette, leichte kitschige Power-Ballade, die mit ausführlichen Piano- und Saxophonparts aufwartet. Als Tiefpunkt geht das völlig zerfahrene "Evil Machine" durch, das übergangslos in den unfertig wirkenden Titeltrack übergeht.
FAZIT: Instrumental-technisch ist hier alles im grünen Bereich, das Songwriting offenbart noch einige Schwächen, die aber auszumerzen sein sollten. Für das mutige Bemühen, moderne, genrefremde Einflüsse zu intergrieren, gebührt TERMINAL aber Lob, auch wenn sich nicht jeder damit anfreunden können wird. Fulltime-Proggies dürfen bei "Tree Of Lie" aber ruhig mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2010
Bartek Pietsch
Daniel Moszczynski
Jacek Rychly, Patryk Zukowski
Daniel Grupa
Grzegorz Dziamka
Revolution Records
49:50
26.02.2010