THE ABSCENCE scheinen eine Art Verwirrungstaktik am laufen zu haben: Der Bandname weckt erst mal Assoziationen zu Retro Rock und Britpop (die scheinen ja irgendwie alle 'nen Bandnamen mit „The“ zu haben), die Herkunft der Band ist aber Tampa in Florida, die Stadt, die wenn schon nicht als Geburtsort, so doch als Geburtshelfer des klassischen amerikanischen Death Metal gelten kann. Ihr Albumcover könnte auch von CELTIC FROST sein, und das Intro von „Enemy Unbound“ klingt schwerst nach Melodic Metal europäischer Prägung.
Und was kommt dann? Melodic Death Metal mit Göteborg-Anleihen. Das machen die doch mit Absicht!
Spaß beiseite: THE ABSENCE sind seit 2005 zusammen unterwegs und legen mit „Enemy Unbound“ ihr drittes Album vor. Es ist also das berühmte „make it or break it“-Album, wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese Daumenregel heutzutage überhaupt noch Gültigkeit für sich beanspruchen kann. Egal, vorweg sei gesagt, dass das Album durchaus Laune macht, schlecht ist es also nicht.
Aber Melodic Death Metal ist seit ein paar Jahren etwas überrepräsentiert auf dem Markt. Mit SONIC SYNDICATE hat man sogar eine mainstreamtaugliche Variante des Sounds etablieren können. Gibt es daher etwas, das THE ABSENCE von den tausenden anderer Melodic Death Bands unterscheiden würde? Nun, die Jungs benutzen zumindest kein Keyboard, was ihnen gleich ein paar Bonuspunkte einbringt. Abgesehen davon aber haben wir es hier dann aber doch mit sehr traditionellem Melodeath zu tun. Ein paar von den Läufen erinnern mich zeitweise auch etwas an SYMPHONY X, nur weit nicht so technisch anspruchsvoll.
Die Produktion ist ganz gut, und auch die Musiker sind kompetent. Handwerklich gibt es da nichts auszusetzen. Die Songstrukturen sind schlüssig und funktionieren im Kontext sehr gut. Qualitätsprodukt also.
FAZIT: Ein gutes Album, das Spaß macht. Aber ganz sicher nichts Neues. Wer wirklich nicht genug Melodeath haben kann, mag hier zugreifen wollen. Wer das Zeug nicht mehr hören kann, lässt besser das Geld auf der Bank.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.09.2010
Mike Leon
Jamie Steward
Peter Joseph, Patrick Pintavalle
Jeramie Kling
Metal Blade Records
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10.09.2010