2010 scheint musikalisch ein gutes Jahr zu werden. Nach „Focal Point“ von PAUL CUSICK ist „Sparrows“ das zweite herausragende Debüt des noch jungen Jahres. Zwar sind auch THE BARSTOOL PHILOSOPHERS keine Eleven mehr, besteht die Band aus Almelo doch bereits seit 1997 und Neuzuwachs Leon Brouwer ist immerhin seit 2002 dabei. Doch außer der Single „Sunrise“, für ein Charitiy Projekt, gab es vor „Sparrows“ keine weitere Veröffentlichung.
Zeit genug zum Üben hatten die Holländer also, und sie haben sie genutzt. „Sparrows“ ist ein großer Wurf geworden.
Leon Brouwer ist ein famoser Sänger, der von seinen Kollegen adäquat unterstützt wird. Stimmlich bewegt er sich zwischen DAVID BOWIE und Geoff Tate; was die musikalischen Pole ebenfalls umreißt: Progressive Härte á la QUEENSRYCHE trifft auf den geschmeidigen Artrock BOWIEs.
Dadurch erliegt die Band erst gar nicht der Gefahr, zu sehr in die Nähe PORCUPINE TREEs zu geraten, die oft besteht, wenn sich Musiker in die artrockigen Gefilde zwischen melancholischer Melodienseligkeit und vertrackter Härte vorwagen. So vertrackt sind THE BARSTOOL PHILOSOPHERS eigentlich gar nicht; die Songs auf „Sparrows“ sind kompakt, lassen aber jedem Musiker Raum zum Atmen und Zeit für gelegentliche, kurze Soli. Dabei wird es nie zu frickelig, und die Härte wächst sich nicht zu brutalen Attacken aus. Wunderbare melodische Ausflüge auf stabilem, erdig rockendem Grundgerüst. Vom Piano dominierte Balladen inklusive. Sowohl „Lies“ wie „Fallen Angels“ rühren an und gehen zu Herzen; genau das richtige für einen sentimentalen Barhocker-Philosophen, der am Tresen vor seinem letzten Wild Turkey sitzt und nur auf das Ende eines dieser Songs wartet, um hinaus in den Nacht zu treten. Und wenn der Heimweg eine gute Stunde dauert, hat er den perfekten Begleiter für seinen Spaziergang über nassglänzenden Asphalt bereits im Ohr.
FAZIT: Exzellent, was die BARSTOOL PHILOSOPHERS auf ihrem Erstlingswerk aus den Boxen zaubern. Ein ausdrucksstarker Sänger, fähige Instrumentalisten, die sich auf einen höchst ergötzlichen musikalischen Pfad begeben. Zwischen Wehmut und hartem Punch angesiedelt, heißen die Bezugspunkte diesmal nicht Pink Floyd und die Folgen, sondern eher QUEENSRYCHE und DAVID BOWIE. Ohne in bloßes Nachäffen bekannter Strukturen abzugleiten, ergibt das ein rundum gelungenes Album. Ein funkelnder Fels aus Almelos Grachten. Und eine weitere Band, die man im Auge behalten sollte.
Wer überdies einen Killer-Song wie „Away From Here“ im Gepäck hat, jene extrem stimmungsvolle Mischung aus „Cat People (Putting Out The Fire)"-Hommage und mitternachtsdunklem Seelenstriptease, der darf über andernorts vergebene mäßige Kritiken milde lächeln.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.03.2010
Bas Hoebink
Leon Brouwer
Ivo Poelman
René Kroon
Martin Kuipers
Eigenproduktion/Just For Kicks
59:05
26.02.2010