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The Big Four: Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria (DVD)

Stil: Live-DVD

Cover: The Big Four: Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria (DVD)

Es war eines der ganz großen Festivalhighlights des Sommers 2010: die Sonisphere Festivals mit den "Big Four" des amerikanischen Thrash Metals - ANTHRAX, MEGADETH, SLAYER und METALLICA. Ein paar andere Bands waren zwar jeweils auch dabei, aber das Hauptaugenmerk sollte auf diesen vier Bands liegen. Warum man mit diesem Package nicht nach Deutschland gekommen ist, verwundert bis heute und wer sich zur Ausgabe in der Schweiz aufgemacht hatte, wird wohl eher das Wetterchaos im Gedächtnis behalten haben, als das, was auf der Bühne passierte. Am 22. Juni gastierte man dann im Levski Stadion in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und übertrug das Festival weltweit in die Kinos. Das Ereignis kann man nun auch zuhause erleben und zwar in Form dieser Doppel-DVD, die auch als Blu-ray erhältlich ist.

Vorweg: Bild- und Soundqualität sind durchweg erster Güte und wenn man im Besitz einer 5.1-tauglichen Stereoanlage ist, so darf man wuchtigen, umfassenden Sound genießen, der einem tatsächlich das Gefühl vermittelt, mitten in der Menge zu stehen. Viel besser kann man Festival-Shows nicht aufnehmen, auch die zahlreichen verschiedenen Kameraeinstellungen sorgen dafür, dass man ein gutes Bild vom Geschehen auf und vor der Bühne bekommt. Kommen wir also direkt auf die einzelnen Shows zu sprechen.

Bei noch recht gutem Wetter legen <b>ANTHRAX</b> nachmittags los. Lässt man das Possenspiel um den Sängerposten außen vor, so darf man der Band um Gitarrist Scott Ian attestieren, einen überaus gelungenen Auftritt auf die Bretter gelegt zu haben. Der zweimalige Ex- und jetzt-wieder-Sänger Joey Belladonna macht im Rahmen seiner Möglichkeiten stimmlich eine gute Figur und gibt sich auch beim im Original von John Bush gesungenen "Only" Mühe, kommt aber an Bush nicht heran. Belladonnas Fähigkeiten liegen im direkten Vergleich deutlich unter denen des ARMORED SAINT-Sängers. Ansonsten widmet man sich ausschließlich den Klassikern den Jahren 1984 bis 1990, was eine gute Entscheidung ist, im Gedenken an den fünf Wochen zuvor verstorbenen Ronnie James Dio wird ein zudem Medley aus "Indians" und BLACK SABBATHs "Heaven And Hell" gespielt. Da auch die Saitenfraktion überaus agil über die Bretter springt, macht die Show trotz des faden Sänger-Beigeschmacks durchaus Laune.

Während des Auftritts von <b>MEGADETH</b> fängt es in Strömen an zu regnen, was aber weder die Band, noch die Fans großartig zu stören scheint. Dave Mustaine und seine Mannen scheinen in Bulgarien ein hohes Standing zu haben, denn das Publikum feiert die Show nach allen Regeln der Kunst ab, was besonders eindrucksvoll ist, wenn im Takt der Riffs der Bandname skandiert wird. Mustaine selbst gibt sich während der Show gewohnt wortkarg und überlässt das Feld seinen Songs, die er ausgesprochen gut singt. Es ist ja kein Geheimnis, dass seine Live-Performances nicht immer berauschend sind, doch er hat einen verdammt guten Tag erwischt und singt nahezu fehlerfrei. Da man in 2010 das 20-jährige Jubiläum des "Rust In Peace"-Albums feiert, ist die Bühne wie bei den entsprechenden Geburtstags-Shows dekoriert und man steigt erwartungsgemäß mit "Holy Wars ...The Punishment Due" und "Hangar 18" in das Set ein. Im folgenden gibt es eine feine Best Of-Setlist, die mit "Wake Up Dead" und "Hook In Mouth" zwei Überraschungen enthält. Als einzigen neueren Song gibt es den "Head Crusher", ansonsten wagt man sich nur bis 1997 ("Trust" von "Cryptic Writings") vor. Mustaine selbst ist recht statisch und konzentriert sich auf sein Spiel, etwas mehr Bewegung gibt es bei Basser Dave Ellefson und vor allem Gitarrist Chris Broderick, der fleißig seinen Kopf schüttelt. Trotz der wenigen Action eine richtig geile Show.

Die gibt es natürlich auch von <b>SLAYER</b>, wobei hier vor allem das grandiose Songmaterial und die schiere Brutalität dessen für Begeisterung sorgt. Man kann nicht anders, als bei "War Ensemble", "Seasons In The Abyss", "Angel Of Death" und dem abschließenden Doppel aus "South Of Heaven" und "Raining Blood" bangend und Luftgitarre spielend vor dem Fernseher zu stehen. Dazwischen gibt es unter anderem drei Songs vom aktuellen Album "World Painted Blood" und Songs wie "Jihad" und "Disciple", insgesamt gehen SLAYER in Sachen Setlist ein bisschen weniger auf Nummer sicher, als die anderen Bands. Der gut gelaunte Frontmann Tom Araya sieht in seinem roten T-Shirt nicht mal halb so "böse" aus, wie seine Gitarristen, die ohne viel Aufhebens ihre Mörder-Riffs abfeuern und mit den Köpfen stoisch vor sich hin nicken. In der beginnenden Dämmerung geht das Publikum ob des Gebotenen natürlich steil und so bestätigen SLAYER mal wieder ihre derzeit gute Live-Form, auch wenn man Araya seine körperlichen Beeinträchtigungen vom Rücken her anmerkt.

Zum Finale gibt es über zwei Stunden lang Arena Metal vom Feinsten. <b>METALLICA</b> sind derzeit angesagt wie lange nicht mehr und die Band selbst fühlt sich inzwischen wieder sichtbar pudelwohl. James Hetfield hat das Grinsen ins Gesicht gemeißelt und lässt jeden an seiner guten Laune teilhaben, Kirk Hammet rennt über die Bühne und lässt sich für seine Soli feiern, Robert Trujillo stapft in seiner eigenwilligen Art und Weise herum und Lars Ulrich tut wie immer so, als sei er der beste Drummer der Welt. Schön für die Band, dass sie rundum genesen ist, leider geht dabei aber jegliche Düsternis, die in der Musik vorhanden ist, in der Ausstrahlung der Band verloren. Das merkt man vor allem bei "Fade To Black" und "Welcome Home (Sanitarium)", diese düsteren Songs werden eben nicht mit der entsprechenden Stimmung herübergebracht. Man ist sich seines Superstar-Status nur allzu bewusst und so ist die Show sicherlich perfektes, familientaugliches Entertainment. Musikalisch lässt man dagegen nichts anbrennen - sieht man mal von Hetfields nur mittelmäßger Gesangsleistung ab. Viele Songs werden weniger aggressiv und mit sanfterer Stimme gesungen, als im Original und auch nicht jeder Ton sitzt perfekt. Das alles stört das Publikum nicht um geringsten und objektiv gesehen ist die Show ein Triumphzug. In der Setlist werden die Ausrutscher "Load", "Reload" und "St. Anger" weitestgehend außen vor gelassen (nur "Fuel" wird gespielt), vom aktuellen Album gibt es drei Songs, von denen "That Was Just Your Life" und vor allem "All Nightmare Long" das schwache "Cyanide" klar übertreffen, ansonsten folgt Klassiker auf Klassiker. Drei Songs von "...And Justice For All" kann man als kleine Überraschung werten, wobei "One", das ich als besten METALLICA-Song überhaupt werte, zum Standardrepertoire gehört und wie gewohnt mit fetten Pyros eingeleitet wird. Bei "Am I Evil?" bittet Hetfield dann die Kollegen aus den anderen Bands auf die Bühne, lediglich SLAYER lassen sich nicht blicken. Offensichtlich versteht man sich aber mit Herrn Mustaine wieder recht gut und so wird die alte DIAMOND HEAD-Nummer mit sechs Gitarren, drei Bässen und drei Stimmen vorgetragen. Coole Angelegenheit, die dem Event ein würdige Krone aufsetzt, bevor der Abend mit zwei "Kill 'Em All"-Songs sein Ende findet.

FAZIT: "The Big Four: Live From Sonisphere / Sofia, Bulgaria" gehört dank einer unglaublichen Fülle von Klassikern im tollen Soundgewand in jedes metallische DVD-Regal, Kritikpunkte sind eh rein subjektiver Natur.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2010

Tracklist

  1. <b>ANTHRAX:</b>
  2. Caught In A Mosh
  3. Got The Time
  4. Madhouse
  5. Be All, End All
  6. Antisocial
  7. Indians / Heaven And Hell
  8. Medusa
  9. Only
  10. Metal Thrashing Mad
  11. I Am The Law
  12. <b>
  13. MEGADETH:</b>
  14. Holy Wars ...The Punishment Due
  15. Hangar 18
  16. Wake Up Dead
  17. Head Crusher
  18. In My Darkest Hour
  19. Skin O' My Teeth
  20. A Tout Le Monde
  21. Hook In Mouth
  22. Trust
  23. Sweating Bullets
  24. Symphony Of Destruction
  25. Peace Sells / Holy Wars Reprise
  26. <b>SLAYER:</b>
  27. World Painted Blood
  28. Jihad
  29. War Ensemble
  30. Hate Worldwide
  31. Seasons In The Abyss
  32. Angel Of Death
  33. Beauty Through Order
  34. Disciple
  35. Mandatory Suicide
  36. Chemical Warfare
  37. South Of Heaven
  38. Raining Blood
  39. <b>METALLICA:</b>
  40. Creeping Death
  41. For Whom The Bell Tolls
  42. Fuel
  43. Harvester Of Sorrow
  44. Fade To Black
  45. That Was Just Your Life
  46. Cyanide
  47. Sad But True
  48. Welcome Home (Sanitarium)
  49. All Nightmare Long
  50. One
  51. Master Of Puppets
  52. Blackened
  53. Nothing Else Matters
  54. Enter Sandman
  55. Am I Evil?
  56. Hit The Lights
  57. Seek & Destroy

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Universal

  • Spieldauer

    300:00

  • Erscheinungsdatum

    29.10.2010

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