Rolle rückwärts. Nachdem “Eleonore” mit härteren Klängen nicht geizte (Marke PINK FLOYD “The Final Cut” plus x), ist „Ready To Go“ wieder ein Album für’s Gefühl. So unterschiedlich die ersten drei Veröffentlichungen auch sein mochten; eins verband sie: die Liebe zu sämtlichen Phasen, die PINK FLOYD je durchlaufen hatten. Dabei präsentierte sich das BLACK NOODLE PROJECT keineswegs als reine Klon-Band, sondern bot eine eigenständige und sich verändernde Interpretation dessen, was PINK FLOYD hätte sein können.
Respekt, Operation gelungen und Patient keineswegs tot. „Ready To Go“ schließt wieder zum Erstling auf, bietet einnehmenden Breitwand-Prog inklusive langer Instrumentalpassagen, mit dahin schmelzenden Gitarrenlinien, klagendem Gesang, satter Keyboard-Untermalung und gelegentlichen Überraschungen, wie dem Einsatz eines prägnanten Saxophons.
Die wenigen härteren Sequenzen schlagen eine Brücke zum New Art Rock. Durchaus geschickt; wie nichts, was die Band anstellt, linkisch wirkt. Gleichzeitig sehen wir neben PINK FLOYD die frühen BARCLAY JAMES HARVEST und sogar SANTANA („Ready To Go - part 2“) aus dem Orchestergraben lugen. „Ready To Go“ ist ein opulentes Festmahl, das in der Vergangenheit angerichtet wurde und heute zum Verspeisen bereit steht. Schmeckt gut.
Und hat außerdem ein Triptychon seltsamer Ausreißer zu bieten. Klingen „Coming Up For Air“, das zweiminütige Instrumental „Asymmetrical Vision“ und „From Out Of Nowhere“ doch nach jenen 80er-Jahre Kreationen, als gestandene New Wave-Bands wie die COMSAT ANGELS oder MODERN ENGLISH einen Schritt Richtung neue Romantik taten, um an Charts-Türen zu klopfen. Und nicht eingelassen wurden. Wirken allesamt anachronistischer, als jene Momente, die sich an „Wish You Were Here“ orientieren. Aber das muss man sich erst einmal trauen.
FAZIT: “Ready To Go” verbindet die melancholische Verträumtheit des Debüts mit den ruppigeren Ausbrüchen der Folgewerke, um im genau austarierten Wohlklang zu landen. Soundtechnisch ist das hervorragend eingefangen, man achte nur auf die schwebende Gitarre und die akzentuierten Tablas während des weltmusikalisch angehauchten Semi-Instrumentals „Rishikesh - Liverpool – Rishikesh“. Musikalisch gibt es so viele Verweispunkte, dass auch mittel- und langfristig viel entdeckt werden kann.
War das voran gegangene „Eleonor“ wagemutiger und in Ansätzen experimenteller, so ist „Ready To Go“ eine reife Bestandaufnahme. Mit einigen Überraschungen, die man je nach Neigung fragwürdig oder interessant finden kann. Spannend dürfte werden, welche Richtung das nächste Album einschlagen wird.
Lobenswert ist auch wieder die kunstvolle Aufmachung im bestens ausgestatten Digipack. Die handgeschriebenen Lyrics machen sich zwar layoutmäßig gut im Booklet, sind aber eine Lesequal...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2010
Anthony Leteve
Jeremie Grima, Matthieu Jaubert, Alexia Simard (8), Emanuel Guillon (bv on 10)
eremie Grima, Sebastien Bourdeix
Matthieu Jaubert
Fabrice Berger, Franck Girault (3)
Guillaume Urvoy (Sax on 10)
Oskar/Musea/Just For Kicks
65:22
07.06.2010