Das Wort „Eigenständigkeit“ leidet heutzutage im Musikjournalismus ja schwer unter seinem inflationären Gebrauch, was für den gespannten Hörer, der dann selbstverständlich auch etwas Besonderes erwartet, in neun von zehn Fällen mit Enttäuschung verbunden ist. Auch meine Wenigkeit bedient sich gern dieses Begriffs und hat den Leser so vielleicht schon öfter einmal auf den Holzweg geführt. Daher wende ich mich mit folgender Frage an die dorthin Verirrten: Wann darf ich euch die Schuhe mit der Zunge säubern?
Im Falle des Fünfers UBERKID greift dieser Terminus jedoch, denn das lebendige Gemisch aus metallischem Gitarrenpfund, Screamo, Indie-Rock-Attitüde, Rotzrock, Punk Rock und – O-Ton der Band – Billigtechno entzieht sich sämtlichen Schubladisierungen und Bandvergleichen, und diese Tatsache kan für eine junge Band wie diese nur förderlich sein. Wüsste man nicht, dass diese Band aus Hannoveranern und Berlinern besteht, könnte man die fünf Buben genau so gut für einen neuen Hype aus Skandinavien oder den USA halten, was an der sehr internationalen Aura der Band liegt – von Dorfcharakter hat „They Hate Us In New York“ keinen einzigen Zug.
FAZIT: Ja, die Band hat 'nen bescheuerten Namen und tönt noch sehr jugendlich, aber wir sind ja auch nicht erwachsen aus dem Ei geschlüpft, oder? Hier wächst eine Truppe heran, die im weltweiten Musikbiz eventuell bestehen kann, wenn sie sich treu bleibt und dabei noch etwas mehr an Reife gewinnt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2010
Micha
Florian
Christian, Matthis
Jens
STF-Records
41:29
21.05.2010