Stilwell ist eine Kleinstadt im Osten des US-Bundesstaates Oklahoma. Einer der 3.276 Einwohner ist ein junger Mann, dem der evangelikale Protestantismus des Bible Belts (in dem Oklahoma liegt) offenbar so dermaßen gegen den Strich ging, dass er sich das Pseudonym Nocturnus Dominus gab und seine Streben fortan dem Deibel widmete. Die Art und Weise, wie er das tut, ist offensichtlich, wenn man sich das Cover von "Into Satan's Kingdom", einem von zwei aktuellen Alben seines Einzelprojekts Unhuman Disease, anschaut. In schwarz-weiß gehalten erblickt man dort das corpse-gepaintete Konterfei des Satansjüngers und man weiß, dass man es mit traditionellem Black Metal zu tun bekommt.
Und zumindest hat Nocturnus Dominus begriffen, worum es im Schwarzmetall der 90er geht, denn auch seine Musik lebt vom beinahe gebetsmühlenartigen Wiederholen der zentralen Elemente. Diese sind durchaus ansprechende Riffs und Akkordfolgen, die meist einen melancholischen Anstrich haben, mitunter melodisch sind, aber weitestgehend auch recht einfach ausfallen. In Kombination mit seinem arg garstigen Gekreisch ergibt das eine ziemlich authentische und völlig unkommerzielle Angelegenheit, die allerdings an der völlig beschissenen Produktion krankt. Es mag ja bei den Hardlinern Pflicht sein, möglichst roh zu klingen, trotzdem ist eine ordentliche Studioproduktion der hier zu hörenden Proberaumqualität grundsätzlich vorzuziehen. Vor allem dann, wenn man wie beim Titeltrack angesichts des Gekratzes, das da zu hören ist, Angst um seine Lautsprecher oder Kopfhörer haben muss. Negativ wirkt sich auch die Tatsache aus, dass der Sound nicht einheitlich mies ist, sondern deutlich hörbar verschiedene Aufnahmesessions zusammengefügt wurden. Zwar ist "Into Satan's Kingdom" gerade noch hörbar, ordentlichen Punktabzug muss es hierfür trotzdem geben.
Darüberhinaus würden die Songs in einem besseren Soundgewand auch deutlich besser gefallen, weil sie an sich nicht schlecht sind. Zwar meist nach Schema F (Blast - Midtempo - Blast - Midtempo) gestrickt, sind sie doch wirkungsvoll und überzeugen mit einem hohen Maß an Aggressivität und getragener Depressivität. Selbst ein ganz passables Solo findet seinen Weg in einen der Songs ("The Calling Of Satan") und wem das zu melodiös ist, der wird mit dem fiesen Geschrote in "Demonic Unholy Night" wieder besänftigt. In der Albummitte widmet man sich etwas getrageneren, leicht doomigen Passagen, danach geht es aber wieder in die Vollen.
FAZIT: Pluspunkte gibt es für die musikalische Trveness, Abzug für den ebenso trven, aber beschissenen Sound, so dass Unhuman Disease im Endeffekt nur für Vollzeit-Schwarzmetaller wirklich interessant sind.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2010
Nocturnus Dominus
Nocturnus Dominus
Nocturnus Dominus
Nocturnus Dominus
Black Hate
46:48
26.02.2010