HEEP und kein Ende ... Während alter Kram zum wievielten Male einer neuen Veröffentlichung harrt (nett zumindest, dass die Vinylfans bedacht werden), hauen Edel eine entbehrliche Livescheibe mit okayem Sound und aktueller Standortbestimmung der britischen Legende raus. Die muss man nur als Fan kaufen - und vielleicht nicht einmal dann.
"Wake the Sleeper" ließ sich durchaus als Wucht bezeichnen, sodass man den Ungarn-Gig auch ohne Reue mit dem Titeltrack des Albums eröffnen durfte. Dass die Gruppe das Livespiel nach wie vor draufhat, ist angesichts ihrer unaufhörlichen Tourneen auch nicht weiter überraschend und weitläufig bekannt. Selbst marginal interessierte Musikhörer mit regelmäßigem Zug in die Hallen sahen die Jungs während der letzten Jahre an irgendeinem Stromaggregat rocken. Im Gegensatz zu diversen Best-Ofs der letzten Zeit verzichtet man in Fleisch und Blut auf kompromissbehaftete Tracks, etwa aus der gerügten Ära in den Achtzigern, während der auch die meisten Kollegen schwächelten. Vielleicht ist es aus Mangel an weiteren erhellenden Erkenntnissen zu diesem Release interessant, URIAH HEEP aktuell einmal mit DEEP PURPLE zu vergleichen, was ihre Konzerte betrifft. Gillan und Gefolge gehen als Abendprogramm für weit mehr Asche über die Ladentheke als die HEEPs, welche umgekehrt hinsichtlich ihres Sounds weniger stilfremde Modifikationen in ihre Songs schleusen; nicht jeder weiß eben einen Steve Morse in seinen Reihen, und wo den Purps ein einzelner Tonangeber fehlt, ist bei HEEP eben Mick Box der unstreitbare Kapitän. Das tut der Qualität beider Bands live wie auf Scheibe kein Leid, macht URIAH HEEPs Konzertoutputs jedoch entbehrlicher als die der Brüder im Geiste - Stichwort spontane Umgestaltung der Setlist und Songs an sich mittels Improvisation.
So sind es auch im Falle dieses "Bootleg"-Doppeldeckers - wie gesagt: klanglich ohne Tadel - zum Großteil die normalen Verdächtigen bis zur Frau in Schwarz, welche zum Kauf animieren sollen. Ob das genügt (neben der hochwertigen Digipack-Ausführung), muss jeder potenzielle Kunde selbst entscheiden.
FAZIT: URIAH HEEP live: Einmal mehr, einmal gut, immer gut - aber nur, wenn man's noch nicht in anderer Form hat.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.11.2010
Trevor Bolder
Bernie Shaw
Mick Box
Phil Lanzon
Russell Gilbrook
Ear Music / Edel
95:46
29.10.2010