<span style="font-style: italic;">Diese Rezension ist Teil unseres China-Specials. In den nächsten Monaten werden wir Euch haufenweise Bands aus dem fernen Osten präsentieren, die bei uns in Deutschland noch niemand kennt. Am Ende erwartet euch ein großes Feature über die chinesische Rock- und Metal-Szene, das wir mit dem einen oder anderen Interview ergänzen werden.</span>
Dieser Sampler gibt einen kleinen Überblick über das, was sich in Chinas Metal-Szene tut: vorwiegend ganz Hartes, aber nie unter Normalnull, was das Niveau angeht: Aufmachung, Produktion, mediale Inszenierung der Bands (Info im Booklet, wenn man es lesen kann) sowie instrumentale Fähigkeiten entsprechen durchweg internationalem Niveau
SYSTEM COLLAPSE sind dem Metalcore verhaftet - professionell, druckvoll und gekonnt abgemischt, dass man die Herkunft nicht mit Exotenbonus zu entschuldigen hat. DIE FROM SORROW peppen das Ganze mit traditionsmetallischen Gitarrenmotiven und Kitschkeys auf, was ebenfalls nicht originell ist, wie auch in beiden Fällen der später einsetzende Clean-Gesang. THE BARQUE OF DANTE schwenken dann ganz auf Euro-Speed um, inklusive femininer oder Kinderchöre (ist nicht genau auszumachen). Auffällig ist hier etwa im direkten Vergleich mit Japan-Metal, dass die Sänger weitaus weniger Geschmacksache sind und sich nicht zwingend als asiatischer Herkunft entlarven lassen: niemand knödelt eigenwillig vor sich hin; wer sich ein wenig auskennt, weiß, dass man unter der aufgehenden Sonne eine unverkennbare Stimmfarbe bei Gesangsartisten vorfindet, warum auch immer ... Geht man weiter im Text, stellen IRONBLADE rauen Echtmetall mit nicht so echt klingenden Drums vor, dessen ruppige Vocals und feine Leads gefallen. EMBRYO sind danach nur mehr vom gleichen Kreischen und Brüllen - Breakdown aus dem Sack mit dünnbrüstigem Klargesang und verwaschenen Gitarren. HARD CASE spielen primitiven Grind-Death mit gut vernehmbarem Bass und coolem Midtempo-Schwenk nebst Gangshouts. Dabei ist sogar etwas Platz für eine kleine Melodie und ein gekonntes Solo. INFIDEL haben sich einen authentisch skandinavischen Todes-Gitarrensound zusammengebaut, während der Gesang eher Thrash-Hardcore-Ansprüchen genügt.
SEPTICAEMIA reichen dann die US-Variante des Genres nach, entsprechend guttural von den Vocals her, ansonsten bisweilen blastend und wenig spektakulär. Danach kommt wieder Melo-Death oder wahlweise Metalcore mit schwachem Gesang zum Tragen: M-SURVIVOR beherrschen ihr Handwerk, wurden aber nur solide statt kraftvoll produziert und erfinden ihr Genre nicht neu. Damit befinden sie sich in bester Gesellschaft aller Vertreter auf der Scheibe. REGICIDE grenzen gesanglich am schweinischen Grunzen, bleiben aber musikalisch ebenfalls im thrashigen, halbwegs melodischen, andererseits knüppelnden Extrem-Metal hängen. Auch hier nerven die klinischen Drums etwas - ganz davon abgesehen, dass man keine Hooks auf die Reihe kriegt. DARK COSMOS: same old Trällern-Brüllen-Zwillingsharmonien, und dann zur Wall of Death animieren ... FROSTY EVE sind zum Abschluss einer der besten Vertreter mit kommerziellen Knätschkeys und einer ebenfalls modernen Fassung des Schweden-Sounds, die nie so glatt daherkommt wie bei den grausigen Sonic Syndicate. Die Spielqualitäten sagen Hut ab; daran gibt es wie gesagt generell bei keiner Gruppe etwas zu beanstanden.
FAZIT: Wertiger Sampler als Nabelschau der beeindruckend konkurrenzfähigen China-Szene, der jedoch noch die ureigene Handschrift abgeht. Weshalb sperren sich asiatische Bands eigentlich so oft vor den musikalischen Wurzeln ihrer Heimat? Hat der politische Überbau ihnen die Schönheit der Landschaft und ihre reichhaltige Kultur derart vergällt?
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.04.2010
Diverse
Diverse
Diverse
Diverse
Diverse
Mort Productions
52:27
01.05.2009