Knüppelprominenz wird man auf der zweiten, von Scott Hull initiierten „This Comp Kills Fascists“-Ausgabe vergeblich suchen, denn dieses Mal kommt ausschließlich der Underground zum Zuge. Es liegt mir fern, Sampler nur mit ein paar Sätzen abzutun und die High- und Lowlights herauszufiltern – jede Band sollte Aufmerksamkeit erhalten, egal ob nega- oder positiv. Man verzeihe mir bitte den inflationären Genrenamengebrauch, aber wie soll man dem Leser die musikalischen Inhalte denn sonst nahebringen? Eben. Here we go:
Die ersten sieben Stücke liefern LACK OF INTEREST, die manchmal wie ein kruder Mix aus MASSGRAV und CEREMONY tönen. Grindiger, aber auch komplexer wird es dann mit den beiden OWEN HEART-Songs, die zudem noch mit einer krossen Crust-Kruste versehen sind. Die Tracks zehn bis vierzehn gehören NOISEAR, die mit mathcorigem, gerne auch sehr grindcorebeeinflussten Geschrote für Spaß sorgen. Wer es asi und lo-fi, punkig crustig grindend mag, wird mit den neun folgenden, sehr kurzen HUMMINGBIRD OF DEATH-Kleinoden befriedigt.
DRUGS OF FAITH zeigen mit ihren beiden Songs, wie stockfinsterer, negativer Hardcore zu tönen hat – besonders die Disharmonien kratzen richtig schön am Nervenkostüm. Danach gibt es klassischen Grind mit Klo-Sound von MARION BARRY, während CROM mit einem Song eine Kostprobe davon abliefern, wie nahe Crust, Grind und Sludge sich kommen können. Das APARTMENT 213 besteht hingegen aus drei siffigen Zimmern, in denen Lo-Fi-Grind und Bollo-Hardcore zum Inventar gehören.
SEPTIC SURGE verabreichen dem Hörer dann fünf Injektionen eines fiesen Cocktails aus Elektro-Noise, Endzeit-Hardcore und Crust-Geschepper. Uhuhunbequem! Die zwei Stücke von POPULATION REDUCTION bieten anschließend etwas leichter verdauliche Kost – einen Mix aus Grind-Chaos und hardcorebeeinflusstem Death Metal. Der DESPISE YOU-Doppelschlag danach ist wiedeer eine nette Krustengeschichte, in der aber auch Extremmetal hörbar wird – man nehme den Metal weg und hat den Sound, den das nachfolgende TRIAC-Dreisongpaket bietet.
Sehr dem D-Beat zugetan sind IDIOTS PARADE, die fünf sehr crustige Schoten servieren, wogegen das halbe Dutzend EXTORTION-Songs wieder sehr stark an die großen CEREMONY erinnert, wenngleich EXTORTION noch etwas oldschooliger agieren. THREE FACES OF EVE zeigen dann eine recht offen angelegte Grindcore-Variante auf, in der zahlreiche Fremdeinflüsse zu hören sind. Punkig-grindig-freakig böllern anschließend VOETSEK vier female-fronted Knüppelattacken runter, die zum Dauergrinsen animieren. Etwa wie BRUTAL TRUTH minus Metal plus voivodeske Disharmonie hört sich das an, was SUPERBAD in drei mit mächtig Dreck um sich schleudernden Songs absondern. STRONG INTENTION leiten dann mit vier extrem schnellen, altschuligen Hardcore-Songs den Endspurt ein, geben die Stafette schließlich an SOCIAL INFESTATION ab, die es noch mal im Doppelpack schön nervös krachen lassen, indem sie Hardcore, Grind und Crust wild miteinander verquirlen.
FAZIT: Diese Compilation wird wohl eher etwas für absolute Maniacs der dargebotenen Stile sein, doch die dürften eine Mordsgaudi mit diesen vierundsiebzig Songs haben, zumal die schwächsten Glieder in dieser langen Kette immer noch solide genug verarbeitet sind, somit kein ernsthafter qualitativer Riss erwartet werden muss.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2010
Relapse Records
77:46
02.07.2010