Aufgepasst, Freunde unkonventioneller schwarz-metallischer Klänge. Die Schweden Whirling veröffentlichen ihr erstes Album "Faceless Phenomena" und sprechen mit ihrer Musik all jene an, die es gerne mal etwas schräger, abgefahrener und trotzdem herrlich düster mögen. Hervorgegangen aus den verblichenen ARMAGEDDA und unter Beteiligung eines BERGGRAVEN-Musikers (nämlich Pär Gustafsson) bieten Whirling ein unvorhersehbares, intensives Hörerlebnis, dass so schnell nichts an seiner Attraktivität einbüßt.
Dabei verstehen es die vier beteiligten Musiker, trotz der stets vorherrschenden Schrägheit Songs zu erschaffen, die sich mit berührenden Melodien, ruhigen Momenten und abwechslungsreichem Gesang langfristig ins Gedächtnis brennen. Die sechs teils überlangen Songs üben dabei einen Reiz aus, dem man sich kaum widersetzen kann, das Bedürfnis, das Album immer und immer wieder anzuhören, breitet sich in einem aus und man ist nur schwer in der Lage, es nicht zu stillen. Die Black Metal-Ursprünge kommen in eruptiven Blastpassagen zum Vorschein und bilden einen guten stilistischen Kontrast zum ansonsten oft vorherrschenden trockenen Riffing, das gleichermaßen modern wie disharmonisch klingt und darüberhinaus hypnotische Wirkung entfaltet. Man fühlt sich hier und da ein wenig an aktuelle SATYRICON erinnert, wobei die Musik von Whirling deutlich tiefer geht und alles andere als leicht bekömmlich ist. Man verirrt sich allerdings auch nicht in depressiver Plakativität, wie es beispielsweise SHINING vollziehen.
Die dunkle, beklemmende Atmosphäre ist hierbei natürlich wichtiger als schiere Aggression, die nur einen kleinen Teil im Soundkosmos von Whirling ausmacht und auch nur dann von harschem Gesang von Pär Gustafsson begleitet wird, ansonsten begleitet AE mit seiner klaren, erhabenen Stimme (die im abschließenden "I Bring" an MY DYING BRIDEs Aaron Stainthorpe erinnert) die Kompositionen, in die man sich ganz hervorragend fallen lassen kann und die darüberhinaus sauber und klar, aber natürlich in Szene gesetzt sind. Das in weiß gehaltene, minimalistische Artwork unterstützt den Anspruch, den Whirling an ihre Musik haben, gekonnt.
FAZIT: Melancholisch, aber nicht verzweifelt, verstörend, aber nachvollziehbar, dunkel, aber nicht lichtlos - Whirling machen faszinierende, nicht ganz einfache, aber trotzdem bewegende Musik, die sich üblichen Genregrenzen entzieht und doch tief in ihnen verwurzelt ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.03.2010
AE
AE, Pär Gustafsson
AE, Johdet
JM
Eisenwald Tonschmiede
39:02
22.02.2010