William Control ist das Nebenprojekt von Aiden-Frontmann Wil Francis, bei dem er einer gänzlich anderen Musikrichtung frönt, als bei seiner Hauptband, die bekanntermaßen im Postcore zuhause ist. Hauptsächlich elektronisch gehalten, gibt es bei William Control industrialsierten Pop, der mit einem beinahe schon unverschämt guten, lasziven Songwriting unerwartet gut gefällt.
Dabei klingen William Control trotz dezenter Anleihen an manche Größe aus Industrial Rock und Wave überaus eigenständig und auch wenn man ein gewisses 80er Feeling transportieren möchte, klingt man durchaus modern und zeitgemäß. Mit seiner charakteristischen Stimme erinnert Wil hin und wieder an David Bowie, besonders im Hit "I'm Only Human Sometimes", zu dem es auch ein Video gibt. A propos Hit: so gut wie jeder der Songs hat ein unerhörtes Potenzial, sich langfristig ins Hirn einzubrennen und da für Furore und Hormonausschüttung zu sorgen. Ja, "Noir" ist mit seiner Verbindung aus kühler Elektronik und heißem Songwriting durchaus sexy und man dürfte als musikalische Untermalung zu zweisamer Bettakrobatik durchaus funktionieren - sieht man mal vom völlig überflüssigen Elvis Presley-Cover "Can't Help Falling In Love" ab.
Als akustische Ballade funktioniert "Soliloquy" viel besser und nach dem ersten Durchlauf schmachtet man den Kehrvers sofort mit, der emotionale Titeltrack geht ebenso ans Herz. Mit an Depeche Mode erinnernder Gitarre und unwiderstehlichen Streichereinsätzen verwöhnt "My Lady Dominate", während "Dorian Gray" vermutlich das nach der gleichnamigen Romanfigur von Oscar Wilde benannte Symptom tanzbar umsetzt. Genau ergeht es beim hämmernden "Ultrasound", das mit treibendem Industrial Clubhitcharakter hat. Unerwähnt bleiben darf natürlich auch nicht das drogengeschwängerte "Why Dance With The Devil, When You Have Me?", das mit Nine Inch Nail'scher Intensität und Härte dargeboten wird.
Von der eh schon knapp bemessenen Spielzeit muss man übrigens leider nochmal gute fünf Minuten abziehen, da nach "Epilogue" noch ein Hidden Track folgt, der allerdings nichts Besonderes mehr zu bieten hat und weshalb diese Vorgehensweise recht überflüssig erscheint. Ein kleiner Makel an einer ansonsten äußerst unterhaltsamen Platte.
FAZIT: Ein eigenständiges, kräftiges Soundbild, eine markante Stimme und packendes Songwriting - so macht man Pop für dunkle Seelen. Famos!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.07.2010
Victory Records
38:47
11.06.2010