In der Hoffnung, dass WINTERMOND entsprechend ihres Bandnamens "nur" eine Art Gruftie-Version von SILBERMOND sind, legte ich "Desiderium" in den Player. Und mal ehrlich: Wäre es solcherlei Musik gewesen, könnte die Chose ja sogar recht hörbar werden. Was einem allerdings auf dem Debüt durch die Ohren rinnt wie flüssiges Nasensekret bei einem Migräneanfall durch die Nüstern, <i>kann</i> doch nur persiflierend gemeint sein.
Belanglose Gitarrenriffs aus den Baukastenfächern mit der Aufschrift "Heavy Metal", "Nu Metal" und "NDH" werden zu stereotypen, höhepunktfreien Songs zusammengeflickt, die gelegentlich mit klischeehaften Keyboards oder digitalen Streichern geschmückt werden, was in etwa, würde man es in optische Form konvertieren, so hübsch aussähe wie Lametta auf dem Osterstrauch oder so gut zueinander passen würde wie Thunfisch auf Nutellabrot. Mich fröstelt es bei so viel "Atmosphäre" ja regelrecht. Ja, wahrlich schockgefrostet bin ich anhand der dargebotenen "Leistung". Dass meinereiner nun allerdings zerbröckelt auf dem Boden verstreut liegt, als hätte man einen überdimensionalen Icecrusher in die Luft gejagt, liegt an dem, was das Frontduo Didic und Gabrielle verbal und (a)tonal absondern.
Nicht genug damit, dass die Texte sich lesen wie ein "the most terrible" der Gedichte-Seiten des Orkus-Magazins, nein, es ist eine wahre Tortur, dem viel zu häufig neben der Spur liegenden Gesang folgen zu müssen, welcher nicht selten an die Vorabend-Einspieler der schlimmsten DSDS-Kandidaten erinnert. Ohrenkrebs galore! Lustigerweise ist in der Bandinfo ja von "unverwechselbaren Stimmen" die Rede, und ich bedanke mich herzlich für diese unfreiwillige textliche Vorlage, denn die Stimmen sind in der Tat unverwechselbar... grauenvoll.
FAZIT: Sehen wir das WINTERMOND-Debüt einfach mal als Lektionsexemplar an, wie man Gothic Rock beziehungsweise -Metal definitiv nicht performen sollte, da die Band in so gut wie jeder Disziplin gnadenlos versagt. Mit "Desiderium" haben sich die Münsteraner demnach keinen Gefallen getan. So, nun bitte ganz, ganz viele Jammerkommentare posten - und nicht vergessen, dabei die 15 Punkte anzuklicken, die das Album ja ganz bestimmt verdient hat.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2010
Chris
Didic, Gabrielle
Didic, Luk
Didic
Julian
Danse Macabre
54:43
29.01.2010