Es ist schon ein wenig verwunderlich, dass aus dem niederländischen Technoparadies relativ wenig Futter für die dunkel-elektronische Fraktion kommt. Diesen Missstand wollen nun XMH beheben, die via Danse Macabre ihr erstes Label-Album "State Of Mind" zur Diskussion stellen. Darauf beweisen sie, dass unsere Nachbarn ein wirklich gutes Händchen für Musik aus der Konserve haben.
Zwar glänzt "State Of Mind" nicht mit Innovation, dafür gibt es aber astrein produzierten Dark Electro mit gelegentlichen technoiden Elementen, der wirklich extrem aufreizend gemacht ist. Durch eine hohes Maß an Melodiösität gelingt es XMH darüberhinaus, ein recht eigenständiges Klangbild zu erstellen, auch wenn man sich immer wieder an die üblichen Verdächtigen (SUICIDE COMMANDO, X-FUSION) erinnert fühlt. Gesang gibt es in männlich-verzerrter Form sowie in der weiblich-lasziven Variante, die besonders im anregenden "Neon Venus" gut zum Tragen kommt.
Zwar sind die Songs durchgehend gekonnt arrangiert, doch Abwechslung ist dahingehend Mangelware, als dass man sich ausschließlich auf wummernde 4/4-Beats beschränkt. Das macht zwar 1a-Clubmaterial aus den Songs, für den Hausgebrauch ist "State Of Mind" aber ein wenig zu eintönig. Mehr Ausbrüche aus dem Schema F wie im ruhigen "Tears In Rain" hätten dem Album sicherlich gut getan. Wer es aber tanzbar und pulsierend liebt, kommt besonders bei "WasteD", "Truth", "Abuse" und dem dynamischen "Cryogenic Fire" auf seine Kosten. Ein bisschen zu flach ist das plakativ betitelte "Komasaufen" geraten, das eigentlich ein Song gegen Alkoholmissbrauch sein soll, aber gute Chancen hat zur "Sommerhymne der selbstzerstörerischen Cyberjugend", wie es der Promowisch schreibt, zu werden.
FAZIT: Harte Beats und überzeugende Loops und Sequenzen haben XMH zuhauf zu bieten und etablieren sich somit im gehobenen Dark Electro-Segment. "State Of Mind" ist tanzbar, zeitgemäß und state-of-the-art, im positiven wie im negativen Sinne.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2010
Benjamin Samson, Isa Garcia
Isa Garcia, Pieter Sperling
Danse Macabre
70:20
14.05.2010