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Yogi Lang: No Decoder

Stil: Fortsetzung von David Gilmours Inselplatten

Cover: Yogi Lang: No Decoder

Als DAVID GILMOUR sich daran machte, seine ersten Solo-Alben aufzunehmen, da waren diese ziemliche Scheiße! Woran lag das? Sie klangen so gar nicht nach der Musik seiner legendären Band PINK FLOYD!

Als ROGER WATERS sich daran machte, seine ersten Solo-Alben aufzunehmen, da waren diese ziemliche Scheiße! Woran lag das? Sie klangen viel zu stark nach seiner legendären Band PINK FLOYD!

Als YOGI LANG sich daran machte, sein erstes Solo-Album „No Decoder“ aufzunehmen, da beging er genau den gleichen Fehler wie ein ROGER WATERS, obwohl er verdammt nach DAVID GILMOUR klang, aber sich so gut wie gar nicht von seiner Stammband RPWL unterschied!

Ein gordischer Knoten, den ich hier einfach mal aufzulösen versuche!

Doch bevor wir dazu kommen, lassen wir einfach mal YOGI LANG für sich sprechen:

„KALLE (WALLNER – der Gitarrist von RPWL) und CHRIS (POSTL – der Bassist von RPWL) haben bereits ihre Solo-Werke veröffentlicht. Mit meinem kommenden Album ‚No Decoder’ liefere ich jetzt den letzten Mosaikstein zu dem, was den RPWL Sound ausmacht. Sehr stolz bin ich darauf, dass ich mit unserem alten Bekannten MANNI MÜLLER an den Drums, GUY PRATT (Pink Floyd, Roxy Music) am Bass und TORSTEN WEBER (The Doors of Perception) an der Gitarre eine richtig tolle Band im Studio hatte. Natürlich sind auch viele Gäste dabei, wie z.B. ANNE DE WOLFF an der Geige oder auch LAZULI-Sänger DOMINIQUE LEONETTI am Gesang und viele mehr. Lasst euch überraschen, der Release wird voraussichtlich der 05.11. 2010 sein!“

Keine Frage – wer dermaßen fette musikalische Pfunde ins „Meine-Solo-CD-Spiel“ bringt, der muss doch irgendwie ein ganz großer sein. RAY WILSON zum Glück hat er nicht mit eingeladen, wie das schon mal bei RPWL geschah – denn der hatte unserem YOGI bereits im Sangesbereich die Show gestohlen. Kluge Entscheidung!

Im Grunde sagt der Titel des Albums schon alles: „No Decoder“! Hier gibt’s wirklich nichts zu entschlüsseln. YOGI LANG ist der Sänger von RPWL und er klingt auch solo nicht nur wie der Sänger von RPWL, der in gewissen Momenten schon immer keinerlei Unterschied zu seinem Vorbild DAVID GILMOUR aufzuweisen hat, sondern genauso wie „seine“ komplette Band. Nur etwas ruhiger und deutlich langweiliger.

Dabei ist der erste Eindruck doch so gelungen. Ein wundervoll gestaltetes Digi-Pack ziert den manchmal recht dröge erscheinenden, musikalisch versilberten Inhalt. An RADIOHEADs „O.K. Computer“ werden beim Betrachten unweigerlich Erinnerungen wach. Und achtet man aufs Detail der Zeichnungen von Judith Reichart, dann taucht man tief ein in ein geheimnisvolles Universum, in dem mythische Figuren, verfremdete Lebewesen, missgestaltete Menschen sowie jede Menge (abgehackte) Arme und Hände eine bedeutende Rolle zu spielen scheinen. Ja! Dieses Cover ist codiert – ganz im Gegensatz zu seinem Inhalt.

Bereits wenn man das Textheft zur Hand nimmt, bekommt man Angst. Recht belanglos erscheinen diese lyrischen Visionen im Verhältnis zur visionären Hülle. Auch wenn es hier um Selbstzweifel, sich verändernde Zeiten und Welten, die Liebe und den Abschied geht – im Endeffekt sind sie mehr das Ergebnis eines guten Sängers, aber weniger guten Songwriters. Dabei versucht LANG bereits im Vorfeld, die textliche Bedeutung des Albums hervorzuheben, doch schon diese Aussage klingt etwas seltsam: „’No Decoder’ beschäftigt sich mit der Unfähigkeit, seine Gedanken und Gefühle in einem anderen Menschen abzubilden und dem daraus folgenden, verfehlten Ziel, einfach nur verstanden zu werden.“ (Hääähh???) … „Ein Song kann nur so gut sein wie die Botschaft, die dahinter steckt.“ Durchaus – nur sollten die Botschaften dann auch ein bisschen verschlüsselter daher kommen als „And every day that is given to me / Is a day where I wanna wake up by your side / And every breathe that is given to me / I wanna be with you and look into your eyes.“ Das hätte auch gut in einen Schlager gepasst.

Die Musik, also der „dritte Mosaikstein“ im RPWL-Solo-Puzzle, macht es dem Hörer fast noch etwas schwerer als das textliche Mittelmaß. Während Mosaikstein 1 „Blind Ego“ von Gitarrist KALLE WALLNER war und mit recht metallischen Momenten aufwartete, sowie der 2. Mosaikstein „Parzivals Eye“ von Bassist CHRIS POSTL daherkam und sich stärker am progressiven Rock orientierte, will dieser 3. Mosaikstein einfach nicht so richtig passen. Einerseits klingt „No Decoder“ fast genauso wie ein ruhiger gehaltenes RPWL-Album, das sich mit DAVID GILMOUR auf seine Insel „On An Island“ verdrückt hat. Diese ständigen Parallelen zu besagtem GILMOUR-Album, das die Musik eines selbstzufriedenen, älteren und zugleich neu verliebten Herren widerspiegelt, nerven irgendwann. Viel schlimmer – sie langweilen!

Damit wären wir wieder bei PINK FLOYD. Natürlich verweist YOGI LANG darauf, dass er mit GUY PRATT den Bassisten von PINK FLOYD für sein Album gewinnen konnte. Aber besondere Aspekte setzt der auf keinem einzigen Titel. Außerdem braucht er ja nur ganz ähnlichen Kram zu spielen, wie er das bei seiner hoch verehrten Band nun schon seit Jahren (sich immer ordentlich im Hintergrund haltend) tut.

Nun kann man gerne behaupten, ich nörgle hier auf hohem Niveau! Vielleicht stimmt das sogar. Nur empfinde ich „No Decoder“ als ein weich gespültes RPWL-Album oder ein langweiliges Solo-Spätwerk von DAVID GILMOUR. Nichts Überraschendes, nichts Unerwartetes, nichts, was wirklich auf Dauer hängen bleibt, und nichts Mutiges. Da zeigte sich ein NICK MASON mit „The Fictitious Sports“ vor langer Zeit auf seinem ersten Solo-Werk der Floydianer deutlich mutiger. Nicht nur weil er von den bekannten Pfaden abwich, sondern ihm das auch noch im ganz großen Stil gelang. Da sahen ein GILMOUR und ein WATERS solo verdammt alt gegen aus. Bei RPWL ist das in Punkto YOGI LANG leider genau umgekehrt.

FAZIT: Der Sänger von RPWL legt als dritter im RPWL-Bunde sein erstes Solo-Album vor, das besonders durch seine liebevolle Gestaltung, aber weniger durch seine Musik zu überzeugen vermag! Ehrlich gesagt klingt es ein wenig wie die Fortsetzung von DAVID GILMOURs „On An Island“ oder wie eine „entschärftes“ RPWL-Album. Gestalterisch das beste, aber musikalisch das schwächste Album im RPWL-Solo-Dreigestirn!

PS: Übrigens gibt es im digitalen Download-Paket noch einen zusätzlichen, nicht auf der CD enthaltenen Titel. Was das soll, weiß ich wirklich nicht!

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.11.2010

Tracklist

  1. Can’t Reach You
  2. Sacrifice
  3. Our World Has Changed
  4. Sail Away
  5. Our Modern World
  6. No Decoder
  7. Alison
  8. A Million Miles Away
  9. Say Goodbye
  10. SensValue
  11. A Better Place For Me

Besetzung

  • Bass

    Guy Pratt

  • Gesang

    Yogi Lang

  • Gitarre

    Yogi Lang, Torsten Weber

  • Keys

    Yogi Lang

  • Schlagzeug

    Manni Müller

  • Sonstiges

    Carmen Maier (Percussion), Anne de Wolff (Violine), Kalle Wallner (Gitarre), Ferdinand Settele (Saxofon), Hubert Trenkwalder (Akkordion), Ian Salmon & Dominique Leonetti (Gesang)

Sonstiges

  • Label

    Gentle Art Of Music / Soulfood Music

  • Spieldauer

    56:53

  • Erscheinungsdatum

    05.11.2010

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