ZACH WILLIAMS AND THE REFORMATION stellen eine frische und im Nacken nicht ganz so rote Alternative zu konservativen Eiferern dar (Namen bekannt), deren öffentliche Statements und Texte aufgeklärte Menschen regelmäßig verärgern. Die Gruppe lässt sich nicht auf derlei Verstrickungen ein, wobei sie zwar auch Alltäglichkeiten besingen - doch die Songs stimmen, klingen aktuell und wärmen die Seele.
Sowieso schmeckt "Electric Revival" nicht nach Hillbilly. WILLIAMS und seine Mitstreiter scheren sich nicht um Country-Selbstgefälligkeiten und frönen lieber dem Blues, müssen also ihre Heimatverbundenheit niemandem mit dem Brenneisen aufs Trommelfell tätowieren. Ihre Stücke funktionieren auch in Oslo, Rom oder Köln-Lövenich, leisten wie "Set You Free" slow-bluesig mit kraftvollem Refrain Trauerarbeit und stimmen in Form von "Stronger" optimistisch. Wenn die Musiker im Verbund singen, kommt Gospel-Flair auf, was besonders für Klavierballaden wie "Fools Gold" gilt oder in den von weiblichen Soul-Vocals begleiteten Passagen. Dabei gibt es weder Neues zu entdecken noch etwas auszusetzen, denn THE REFORMATION blasen den Staub von den alten Kisten keuchen nicht wie alte Männer, die dennoch mit stolz geschwellter Brust nerven. Ob einfach gestrickt oder nicht: hier wirken Sinnsuche, Liebeserklärungen und Trostspenden nicht wie textliche Klingelbeutel zur Fankollekte unter einfach gestrickten Gemütern. Es handelt sich bei den Worten von WILLIAMS schlicht um Platzhalter, damit die Zunge überhaupt erst rundgehen kann und das menschliche Element im Zuge der titelgebenden Reanimation des elektrifizierten Blues nicht zu kurz kommt. Ähnlich wie bei JOE BONAMASSA oder anderen jungen Wildfängen ist der Inhalt eben bekannt und zur allgemeinen Identifikation geeignet. Andererseits reicht er vollkommen aus, um der Trivialität aus dem Wege zu gehen und schon gar nicht altklug wie die Großvaterriege zu erscheinen und erschwert die Einfühlung in die Musik nicht, wie dies bei rein instrumentalem Blues oder stärker aufs Spielerische ausgerichteten Jam-Bands der Fall sein kann.
ZACH WILLIAMS AND THE REFORMATION konzentrieren sich auf Lieder mit durchgängigem Kommerzpotenzial, gehen aber weder qualitative Kompromisse (tolle Solos, üppige Arrangements mit Orgel und Harp) noch Experimente abseits der Roots-Rock- und Blues-Tradition ein. Da sie zudem nicht gerade die Dienstältesten in ihrem Bereich sind, muss niemand sich vor Opamucke fürchten. Vielmehr ist Fallenlassen und diesen Seelenbeleuchtern Lauschen ausdrücklich erlaubt - ohne Pulverdampf und den Geruch blutiger T-Bone-Steaks.
FAZIT: Liebt man den alten JOE COCKER, KENNY WAYNE SHEPHERD oder die mittlerweile personell völlig zerzausten BLACK CROWES, sind diese Reformierenden eine heiße Empfehlung, auch wenn sie niemanden zum Southern Rocker bekehren, der seine Seele nicht ohnehin schon dem Teufel an der Kreuzung überlassen hat. Nicht jeder, der Pickup fährt, trägt aber auch gleich eine weiße Kapuze … Der Cowboyhut darg ohne Reue aufgesetzt werden.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2010
Red Dorton
Zach Williams, Red Dorton, Josh Copeland
Zach Williams, Josh Copeland, Robby Rigsbee
Creed Slater
Zach Williams (harp)
Buffalo Catfish Music / JFK
44:31
07.05.2010