1987 gegründet haben die Norweger ZENO MORF ein typisches Bandleben mit unzähligen Drehungen des Besetzungskarussels und zeitweiliger kompletter Auflösung hinter sich, veröffentlichten 2009 nach sportlichen 22 Jahren ihr Debüt und legen jetzt mit „Wings Of Madness“ ihr Zweitwerk nach. Die Haare sind im Laufe der Jahrzehnte natürlich dünner geworden und die fiesen kleinen Kalorientierchen haben nachts die alten Band-T-Shirts enger genäht, aber grundsätzlich hat sich bei ZENO MORF nichts wesentliches getan. „Heavy Metal Is The Law“ und so wird es wohl immer bleiben, zumindest könnte man das denken, wenn man sich mit dem aktuellen Werk auseinandersetzt und feststellt, dass 1985 erst ein paar Tage her ist.
„Wings Of Madness“ ist beileibe nicht schlecht geworden, effektive Powerchords bilden ein solides Fundament für die Twin-Gitarren, deren Planer öfter mal aufs Griffbrett von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST geschielt haben, gelegentlich gibt es wie bei „Back On Your Feet“ Ausflüge in Thrash-Gefilde oder hardrockende Anleihen. ZENO MORF spielen mit Seele, bleiben aber simpel strukturiert und haben einen düsteren Unterton. So weit, so gut. Was aber die Meinungen über die Band teilen wird, ist der Gesang, der im Mix recht weit vorne platziert wurde und durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Einerseits kraftvoll und klar, andererseits immer ein klein wenig neben der richtigen Tonlage und oft theatralisch angelegt, gelegentlich scheint sogar ein verhinderter Tenor seine Stimmbänder zu malträtieren. Das kann man nun schrecklich oder charmant finden, ich tendiere zu letzterem und lasse mich von der jugendlichen Unbedarftheit der älteren Männer anstecken.
FAZIT: ZENO MORF sind Heavy Metal, völlig „out of date“ und durch den Gesang sehr eigen. Wer auf krude Kapellen wie THE LORD WEIRD SLOUGH FEG kann, sollte hier mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2010
Vidar Aas
Erik Westerlund
Jonny Sorensen, Frode Olsen, Erik Westerlund
Trygve A. Tvedt
Pure Steel Records
49:53
12.11.2010