Die goJA moon ROCKAH haben nicht nur einen seltsam anmutenden Bandnamen, nein, sie begehen auch einen kapitalen Fehler. Denn der erste Song ihres neuen, dritten Albums "Libido Cowboys" beginnt mit einem "instrumentalem" No Go: nämlich Gepfeife. Es gibt kaum etwas schlimmeres, als seine Songs mit dusseligem Gepfeife auszuschmücken. Nun, es passt allerdings zu dem Song, der auch gleichzeitig Titeltrack ist, denn das Stück ist eine obskure Western-Electro-Nummer mit einem Text über eine fleischfressende Pussy. Aha.
Womit wir eigentlich auch beim Hauptthema angekommen wären, denn auf "Libido Cowboys" dreht sich so gut wie jeder Song um Sex. Mal zärtlich, mal begierig, mal die Fanatasie anregend, aber letztlich immer auf das eine Ziel hinauslaufend - sieht man mal vom Text zu "Moped Punker" ab. Und alltäglich ist ein Song wie "Glatt", in dem es um unter der Dusche glatt rasierte Körper geht, sicherlich nicht. Gut getextet sind die Lyrics allemal, aber jetzt kommt das große, subjektive Aber: sie sprechen mich dummerweise überhaupt nicht an. Die Texte haben keine persönliche Note, keine Ernsthaftigkeit, keinen Tiefgang, sondern sind einfach nur teilweise alberne Wortspielereien, die sich stets ums gleiche Thema drehen. Damit stehen die Texte in einem scheinbar unlösbaren Konflikt mit der Musik, die ist nämlich subjektiv wie objektiv durchaus ansprechend.
Sieht man nämlich mal vom unnötigen Country-Einstieg ab, kann der Mix aus chillig-poppigem Electro und atmosphärischem Post Punk über weite Strecken überzeugen und klingt wie eine Kombination aus WELLE: ERDBALL, PATENBRIGADE: WOLFF und DAF. Letzteres vor allem wegen des dunklen Sprechgesangs, der auf Dauer allerdings leicht monoton wirkt. Musikalisch gefällt das Material auf "Libido Cowboys" mit unterkühlter Reife und anregender Tanzbarkeit. Es könnte einen Versuch wert sein, das Album in zielgerichteter Zweisamkeit aufzulegen, ob die Kombination aus Musik und Texten dann letztlich zur Ekstase führt oder Lachanfälle verursacht, muss der Selbstversuch zeigen. Ich bin da allerdings skeptisch.
FAZIT: Es erscheint angebracht, das Album mit einem Por... äh... Erotikfilm zu vergleichen. Will man in einem solchen Film eine ernsthafte Rahmenhandlung sehen? Wohl kaum. Will man umgekehrt zu ernsthafter, guter Electro-Pop-Mucke wirklich aufgesetzt wirkende Sex-Lyrics hören? Es mag Leute geben, die letzteres für reizvoll halten, der Rezensent hat da allerdings eine eher ablehnende Haltung.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.10.2010
Herr Schreck
Herr Ja
Herr Buh
Herr Moll
Echozone
49:27
24.09.2010