Das norwegische Label Metronomicon Audio weiß nicht, welche Schätze es auf liebevolle DIY-Weise feilbietet. Andere Plattenfirmen würden sie hell angestrahlt auf Litfasssäulen bewerben und in die Charts hieven. In einer gerechten Welt beziehungsweise mit dem notwendigen Ergeiz von Jørgen Sissyfus Skjulstad, einem offenbar sich selbst genügenden Firmenboss wider Willen, sollte "Kodachromerockopera" das Revival des psychedelischen Pop einläuten.
Der Titel deutet ein Konzept an, das auf irgendwie versponnene Weise vorhanden sein mag, von den beiden Protagonisten jedoch vehement abgestritten wird. Zur Bewertung der Scheibe ist dies indes vollkommen unerheblich, da jeder Song für sich selbst steht - und zwar wahlweise als Riesenhit oder preziöses Kleinod. Ob orgelig wie zu Beginn, mit klassischen Geigenzitaten im treibenden "Citadel Etc." oder skandinavisch folkig wie in "She Lingers In The Grandest Fields", einer euphorischen Liebesbekundung - MAGNUS MORIARTY™ schreibt Lieder für die Ewigkeit, die gleichzeitig wie aus der Zeit gefallen wirken … und wieder darf man den Albumtitel bemühen und die Buntheit des Materials mit selbigem in Verbindung bringen. "Darjeeling First Flush, Tycho?" bimmelt und zerrt gleichermaßen; wenn die kompositorischen Qualitäten stimmen, kann selbst das Zählen von eins bis zwölf zu Tränen rühren, wobei… MAGNUS MORIARTY™ sind durchweg positiv gestimmt und verharren dennoch nicht eintönig in dieser Gefühlsregung. Zu mannigfaltig lässt Freude sich ausdrücken, und versonnene Melancholie - so wiedersprüchlich dies klingt - gehört unabdingbar dazu. Man höre "Knightscryrockettears" und behaupte das Gegenteil. Na? Eben …
Gegen eventuell gemutmaßte Oberflächlichkeit sprechen bereits die Lyrics dieser Scheibe. Als Beispiel sei "I´ve Been Purcelled!" genannt. Unabhängig davon gerät das hibbelig knätschige "F# D-Minor And So On" zu einem späten Höhepunkt unter vielen anderen. Hier hilft nur eins: Wer letztens den guten JOEL ALME verhaftet hat, der wird auch hier in Verzückung geraten. Nicht digitale Fotografie mag aussterben; Spezialisten wissen sie indes weiterhin zu schätzen, um wieder auf den Titel dieses wunderbar altmodischen und dennoch ins Jahr 2011 passenden Albums zurückzukommen.
FAZIT: "Kodachromerockopera" klingt tatsächlich, wie das Label schreibt, von Grund auf britisch; allerdings hat auf den Inseln in den letzten Jahren - ja eigentlich seit THE ZOMBIES oder THE SMALL FACES - kaum jemand so geilen psychedelischen Pop gespielt, wie man es in etwas nördlicheren Gefilden bei MAGNUS MORIARTY™ tut - ein wahres Trademark mit Melodien wie in Stein gemeißelt. Tiefsinn und Lebensfreude stehen sich selten so nahe wie hier. "I can go on with noone else but you …"
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2011
Magnus, Ergo (alles)
Metronomicon Audio
43:40
21.01.2011