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A Silent Express: Now!

Stil: New Wavepop

Cover: A Silent Express: Now!

Holland hat die NITS. Holland hat aber auch die GEORGE BAKER SELECTION. Irgendwo dazwischen gruppieren sich die Jungspunde von A SILENT EXPRESS ein. Nicht musikalisch, sondern bezogen auf Substanz und Nervfaktor. Was die Musik angeht, weist die Band selbst den Weg: Eine Mischung aus DURAN DURAN und den SIMPLE MINDS möchten die vier Herren sein. Die Einflüsse der ersten Band sind unverkennbar, ein wenig einfaltspinselig sind die Songs auf „Now!“ auch, aber sowohl die stimmungs- und kunstvolle Melodramatik wie den überkandidelten Stadion-Bombast der SIMPLE MINDS lassen A SILENT EXPRESS weitgehend vermissen.

Gelingt mit „Will Be Around“ zur Eröffnung noch ein hingeschmetterter Schmachtfetzen, der sich als Hommage an die Kinder-Pop-Variante des New Wave ganz gut macht, ist ein Gutteil des restlichen Songmaterials weit blasser und läppischer. Ähnlich wie Rik Annemas Gesang, der den Beau Gestus zwar ganz gut drauf hat, aber stimmlich bestenfalls den anämischen kleinen Bruder von Simon Le Bon abgibt. Tiefpunkt ist „Break Out & Run Free“, das wie eine verschollene 80er-Jahre New-Wave-Pop-Ausgabe des Eurovisions-Beitrag „No No Never“ wirkt. Wir erinnern uns: TEXAS LIGHTNING, nicht Dittsche.

Warum dieser müde Aufguss vielerorts hervorragende Kritiken bekommt, lässt erstaunt zurück. Einen gewissen Gute-Laune-Faktor und den ein oder anderen Kopfnicker-Fußwipper-Melodieschnipsel nimmt man anerkennend zu Kenntnis. Insgesamt geht das großtönende aber seichte Schlagergedöns ziemlich auf den Senkel. Auch wenn es auf einer noch so Neuen Welle reiten möchte. Die allerdings eher flach vor sich hin blubbert.

FAZIT: Power Pop mit heftigster 80er-Jahre New-Romantic-Wave-Schlagseite. Wirkt irgendwie ganz niedlich. Vor allem, wenn ein wenig auf’s Gaspedal getreten wird, wie beim Opener und Niederlande-Radiohit „Will I Be Around“ oder den DURAN DURAN-Verbeugungen “New Times Have Come” und „Feel the Energy“ (mit ganz toll positivem Text, der dem Songtitel rein gar nichts hinzuzufügen hat). Doch warum soll ich mir diesen spätgeborenen und mit lauwarmen Hooklines aufgepäppelten Spross – zwar mit Charme, aber ohne Ecken und Kanten – antun, wenn ich die besseren Originale haben kann? Selbst die aus der zweiten oder dritten Reihe sind meist eine interessantere Alternative und mit ihren Originalalben oder auf diversen Hitsamplern vielfach leicht zu erwerben

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2011

Tracklist

  1. Will I Be Around
  2. Can't Say (I Wasn't Afraid)
  3. Come Baby Come
  4. Who Are You
  5. I Never Saw This Coming
  6. Break Out & Run Away
  7. New Times Have Come
  8. Catch You For A Ride
  9. Take Me There
  10. Feel The Energy
  11. Beggin' For Love
  12. Everyday

Besetzung

  • Bass

    Dirk Sander Kooistra

  • Gesang

    Rik Annema, Marije Hamming (7, 8), Isabella Scholte (12)

  • Gitarre

    Rik Annema

  • Keys

    Henk Jan Kooistra

  • Schlagzeug

    Sanne Meems

Sonstiges

  • Label

    8ball

  • Spieldauer

    46:38

  • Erscheinungsdatum

    17.06.2011

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