Ich muss zugeben, damals das Debüt von ADEPT verpasst zu haben – nicht aber dessen viele Ausrufezeichen. Die unbändige Spielfreude ließ diverse Kritiker mitunter zu Superlativen greifen, bei Anhängern des melodischen Hardcores stießen die Schweden ohnehin durch offene Türen.
Nun haben sich die Ausrufezeichen wenigstens in der Tracklist verabschiedet, nicht aber in der Musik oder dessen Inhalten. Blättert man die Songtexte durch, findet man nach wie vor Peter-Pan-Gleichnisse (diesmal in Form der ewig jugendlichen "Lost Boys", höchstwahrscheinlich frei nach Joel Schumachers Vampirfilm von 1987), antreibende Imperative wie "Let's Go" und sicher auch wieder das ein oder andere "!".
Da erübrigt sich beinahe die Frage, wie "Death Dealers" eröffnet: übermütig, überbordend, knallhart und so variabel wie nur irgend möglich. Alleine in der ersten Minute werden so viele Stilmittel, Takt- und Rhythmuswechsel heruntergebrochen, wie volumentechnisch gerade reingepasst haben: Thrash-Drumming, Melodic-Metal-Gitarrengeflechte, tiefgestimmte Metalcore-Riffs, Groovepassagen, Screams, Growls und sogar ein kaum zu vernehmender, kurzer Chor aus Frauenstimmen.
Mit der Zeit entblättert sich eine hoch ambitionierte Songcollection, der man förmlich anhört, wie sehr sie versucht, den Grad der Dynamik auf dem Niveau der Eröffnung zu halten. Die begrenzten Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, quirlen ADEPT mit ihrem jungenhaften Selbstbewusstsein stets zu schwindelerregenden Kloppern zusammen. Geradezu SILVERSTEINisch bzw. UNDEROATHisch gehen sie dabei vor: feste, niemals ausschweifende Kompositionen gebären sie, deren Einzelbestandteile immer wieder an Vorreiter wie IN FLAMES erinnern, die aber auf Teufel komm raus mit der unbedarften Denkweise junger Menschen auf einen modernen Pfad gebracht werden.
Zur Motivation des Albums werden ADEPT wie folgt zitiert: "We're adamant not to lose sight of what's fun with the band, when it stops being fun, we'll stop. And it hasn't yet." Damit schreibt sich die frische Band vermutlich eine recht kurze Halbwertszeit auf die Flagge. Auch wenn sie es selbst noch nicht spüren mag, das kreative Loch kann schneller zur Stelle sein als einem lieb ist. Das Schicksal seines ganzen Schaffens von der sich aus dem Spaß nährenden Energie abhängig zu machen, ist ein recht schmaler Grat. "Death Dealers" ist noch energisch genug, um davon nicht betroffen zu sein, aber schon jetzt fragt man sich: wird die Rezeptur auch noch ein drittes Mal so problemlos gelingen?
FAZIT: "Death Dealers" erweist sich als effektiver "LISTEN TO US!"-Befehl, der mit seiner kernigen, um Vielseitigkeit bemühten und doch straighten Mixtur nahezu sämtliche Metalcore- und Melodic-Hardcore-Schnarchmützen aus ihren Schlafsesseln reißen dürfte. Leider fehlt das unterschwellige Gefühl der Unbesiegbarkeit schon jetzt angesichts der Mühe, mit der die Band ihren Status Quo der Spielfreude einzuhalten versucht. Gute Platte, aber sie macht bereits vor Album Nr. 3, dem üblichen Make-It-Or-Brake-It-Beweis, klar, dass diese Peter Pans irgendwann leider doch mal erwachsen werden. Und ob das mit der Musik dann noch so passt, dafür haben ADEPT bislang noch keine Rückversicherung. Ganz knappe 10/15.
P.S. "Death Dealers" erscheint in limitierter Auflage in einem sehr schön aufgemachten Digipak mit eingeklebtem Booklet und Sticker. Enthalten ist auch ein mp3-Paket, bei dem zwei Songs des Albums in jeweils vier verschiedenen Abmischungen zu finden sind, bei denen jeweils ein Instrument oder der Gesang fehlt. So wird man auf originelle Weise dazu eingeladen, den Stücken mit dem eigenen Instrument oder dem eigenen Gesang seine Note aufzudrücken. "Guitar Hero" lässt grüßen!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.02.2011
Filip Brandelius
Robert Ljung
Jacob Papinniemi, Jerry Repo
Gabriel Hellmark
Panic & Action
42:49
04.03.2011