Wer Black Metal abseits der ausgelatschten Genrepfade bevorzugt, wird immer wieder beim italienischen Label code666 fündig. Ein neues, vielversprechendes Signing sind AENAON aus Griechenland, die mit ihrem ersten Album "Cendres Et Sang" (zu deutsch "Asche und Blut") eine gelungene musikalische Visitenkarte abgeben.
Progressiver, teils avantgardistischer Black Metal ist die Spielwiese, auf der AENAON sich austoben. Dabei halten sich Harmonisches und Disharmonisches ebenso die Waage, wie straighte Raserei und komplexere Rhythmen und Arrangements. Glücklicherweise verlieren sich die Griechen nicht in unübersichtlichen und nicht nachvollziehbaren Strukturen, sondern haben stets den Song im Auge - wenngleich sich die Hooklines, die sich ins Gedächtnis fräsen, weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick offenbaren. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungsmöglichkeiten, die vor allem dem Zweck dienen sollten, die Songs besser voneinander abzugrenzen und ihnen jeweils noch einen stärkeren eigenen Charakter zu geben.
Gut gelingt das wiederum schon bei Songs wie "Grand Narcotic Harvest", bei dem der Refrain vergleichsweise eingängig daher kommt. Die verstärkten melodischen Elemente in "Once Finite" und besonders in "Necroscope" (hier sind die Harmonien von klassischem Heavy Metal abgeleitet) und "Black Nerve" wissen ebenfalls gut zu gefallen. Quantitativ ausbaufähig sind dagegen unorthodoxere Elemente wie das hin und wieder eingesetzte Saxophon und auch der Klargesang darf ruhig stärker akzentuiert werden, hier sollte man sich bedenkenlos ENSLAVED zum Vorbild nehmen. Die hintergründig eingesetzten Keyboards erfüllen ihren Zweck gut und weitere Farbtupfer setzt gelegentlicher Damengesang. Das Keifgeschrei von Astrous wiederum kann ruhig variabler gestaltet werden und ist bis dato noch etwas zu beliebig.
Aufgenommen wurde "Cendres Et Sang" in fünf (!) verschiedenen Studios, gemastert wurde mit Tom Kvalsvoll von jemandem, der durch seine Arbeit mit EMPEROR, 1349, IHSAHN und KEEP OF KALESSIN über genug Erfahrung verfügen sollte, was guten Sound angeht. Trotzdem enttäuscht das Album in der Hinsicht ein bisschen, denn die Produktion ist insgesamt nicht klar genug und etwas zu verwaschen und bei eher basslastigeren Equalizer-Einstellungen kratzen die Gitarren, was auf eine leichte Übersteuerung hindeutet. Den positiven Gesamteindruck schmählert das zwar nur ein bisschen, kostet aber letztlich einen Punkt.
FAZIT: AENAON sind eine Band für Anhänger von anspruchsvolleren Extrem-Sounds und überzeugen auf ihrem Album mit gutem Handwerk und weitestgehend stimmigem Songwriting. Defizite in Sachen Sound und Nachhaltigkeit sind verschmerzbar, sollten aber in Zukunft angegangen werden.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.06.2011
Thyragon
Astrous
Achilleas C., Dagwn
code666 / Soulfood
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13.06.2011