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After Hours: Against The Grain

Stil: Melodic Rock/AOR

Cover: After Hours: Against The Grain

Auch wenn es heute vielleicht nicht mehr allzu viele Rockfans kennen: Das AFTER HOURS-Debüt "Take Off" von 1988 war und ist ein gefundenes Fressen für alle AOR-Anhänger, das eng im Fahrwasser von Bands wie JOURNEY und FOREIGNER unterwegs und soundtechnisch an diverse damalige Breitwandhits angelehnt war. Die Blütezeit dieses Sounds hatte die Band damit damals aber knapp verpasst oder kam vielleicht auch aus dem falschen Land, so dass der Erfolg der Briten ziemlich überschaubar blieb. Das zweite Album, bei dem man auch schon nicht mehr in der Originalbesetzung zusammen war, erschien vier Jahre später dann von der Allgemeinheit erst recht äußerst unbemerkt und zog folgerichtig die Bandauflösung nach sich.

Dass sich fast zwanzig Jahre später jetzt die wichtigsten Protagonisten von damals wieder zusammengetan haben, geschah bestimmt nicht in der Hoffnung auf die große zweite Karriere, aber einige frühere Fans wird das Quintett aus Southampton mit "Against The Grain" zweifellos erfreuen können. Alleine dass der sehr gute Sänger John Francis, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Steve Perry (damals stärker als heute) selber kaum von sich weisen wird, sollte reichen, um Eingeweihte aufhorchen zu lassen.

Und war er früher schon das Aushängeschild von AFTER HOURS, setzt der optisch sichtlich gereifte Frontmann auch heutzutage die Glanzpunkte. Sollte man im Grunde meinen, dass sich auch insgesamt am Stil der Band nicht viel geändert hat - man bleibt halt dem Genre treu - ist dem bei genauerer Betrachtung doch so. Denn schon mit dem Start "Stand Up" und "Turn On Your Radio" klingt man weniger unbekümmert, dafür untersetzter, zurückhaltender als früher. Das liegt ganz sicher am bodenständigeren Sound, ist gewiss aber auch der natürlichen Altersreife geschuldet. Auch nachdenklicher Stoff wie "Eleventh Hour", das stampfende "Against The Grain" oder die tröpfelnde Ballade "When You're Around" hatte man früher eher weniger im Programm.
Das klingt alles auch nicht schlecht, mit der Zeit vermisst man dann aber doch die damalige Frische, zumal die Band auf "Against The Grain" nicht gerade von großem Ideenreichtum zehren kann, wie sich spätestens ab der Albummitte zeigt. Sprich: Bei gleichbleibender Stimmung und ohne deutliche Ausreißer wird es irgendwann langweilig. Ein mal etwas stärkerer Keyboardeinsatz bei "Let It Go" ändert daran ebenso wenig, wie die Akustikversion von "Eleventh Hour".

FAZIT: Die fast vergessenen Melodic-Rocker aus England sind wie erwartet reifer geworden, lassen dadurch aber auch etwas den früheren Schwung vermissen. Alleine durch den Sänger wird ein gutes Niveau zwar nie unterschritten, dennoch erweist sich das AFTER HOURS-Comeback als relativ unspektakulär. Nach einigen Lichtblicken zu Beginn, ist bei geringer Hitdichte die fehlende Abwechslung das Manko. Wer als Fan von melodischem 80er-Rock die Band noch nicht kennt, sollte sich daher vorrangig das kürzlich von AOR Heaven in limitierter Auflage wiederveröffentlichte Debüt "Take Off" sichern.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2011

Tracklist

  1. Stand Up
  2. Turn On Your Radio
  3. Eleventh Hour
  4. Against The Grain
  5. Angel
  6. When You're Around
  7. Hold On
  8. Let It Go
  9. I Want Yesterday
  10. I Need Your Love
  11. Eleventh Hour (Acoustic)

Besetzung

  • Bass

    Martin Walls

  • Gesang

    John Francis

  • Gitarre

    Tim Payne, Sean McMenemy

  • Keys

    Sean McMenemy

  • Schlagzeug

    Chris Pope

Sonstiges

  • Label

    AOR Heaven

  • Spieldauer

    46:43

  • Erscheinungsdatum

    29.04.2011

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