Es ist zum Verzweifeln mit ALESTORM: Im Grunde genommen hat diese Band nahezu alle Zutaten, die mich schreiend davonlaufen lassen würden. Doch auch nach dem dritten Album, „Back Through Time“ genannt, weiß ich immer noch nicht, warum ich die Schotten eigentlich gut finde.
Das, was Ensiferum, Korpiklaani oder Turisas im Pagan/Folk/War-Metal-Bereich sind, nämlich ausgeprägte Nervensägen, müssten ALESTORM eigentlich in ihrem Genre sein, das sich zwar Pirate Metal nennt, aber mit Running wild bis auf die Vorliebe für Räuberpistolen nichts gemeinsam hat. Doch obwohl partykompatible Saufhymnen mit massivstem Keyboardeinsatz bei mir nach 30 Sekunden in aller Regel Kopfschmerzen wie nach 25 Gin-Tonic verursachen, wippen die Füße fast wie von alleine bei Hymnen wie „Midget Saw“ (Thrash-Hammer!), „Scraping The Barrel“ (Tränendrüsenquetscher!) oder „Barret’s Privateers“ (Akkordeon-Metal at it’s best!) mit.
Mit „Rumpelkombo“, einem sechssekündigen S.O.D.-Gedächtnistrack dokumentieren ALESTORM zudem eine gute Portion Selbstironie; der abschließende Monumentaltrack „Death Throes Of The Terrorsquid“ zeigt einen möglichen Ausweg aus der Sackgasse, in der ALESTORM unweigerlich landen würden, wenn sie ihren Stil nicht verfeinern: Mit enormer Abwechslung werden hier schleppende Parts, Blastbeats oder sinfonische Parts eigestreut – macht sich gut auf einem Album, das ansonsten gewohnt stilsicher zwischen Folk, Euro-Power und Thrash Metal pendelt – bei einem Mindestpromillewert von 1,5, versteht sich.
Lediglich für das hyperinfantile „Rum“ gibt’s einen fetten Punktabzug: Die Saufhymne bohrt sich mit einem der furchtbarsten „Refrains“ der letzten Jahre in das Kleinhirn: „Rum, rum, rum, jaaaaa, rum, rum, ahoy! Rum, rum, rum, jaaaa, rum, Rum, give me more rum“. Das ist so unfassbar dämlich, dass man sich selber dafür hasst, wenn man den Song vor sich hin summt.
FAZIT: ALESTORM, ich kapituliere. Ich weiß nicht, wieso ich Euch gut finde, aber letztlich ist das auch egal: Mit „Back Through Time“ gibt es reichlich klassischen Stoff für alle bisherigen Fans, aber auch einen kleinen Ausblick auf mögliche Kurskorrekturen. Hängt sie höher!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2011
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Napalm
43:05
03.06.2011