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Beardfish: Mammoth

Stil: Progressive Rock

Cover: Beardfish: Mammoth

Es ist die erste akustische Begegnung des Rezensenten mit den schwedischen Retro-Prog-Rockern BEARDFISH und die Erwartungen an "Mammoth" waren angesichts der oft begeisterten Reviews diverser Kollegen hoch. Dem gegenüber stand allerdings die Vorliebe für härtere progressive Klängen, doch nach mehrfachen Durchläufen hat sich das Mammut gekonnt ins Herz gespielt.

BEARDFISH stehen für leichtfüßigen, aber dennoch anspruchsvollen progressiven Rock, der zahlreiche Reminiszenzen an die 70er-Jahre mit sich bringt, dennoch zu keiner Sekunde angestaubt klingt. Zeitlos ist hier wohl das passende Attribut. Dargeboten wird dies auf "Mammoth" mit handwerklicher Perfektion, dabei begeistern neben dem akzentuierten und detailfreudigen Gitarrenspiel sowohl die tollen Orgeln, als auch die psychedelischen Synthies, die wichtige Aufgaben in den Songs übernehmen, diese aber nicht dominieren, sondern mit allen anderen Elementen hervorragend harmonieren. Als Sahnehäubchen kommt mehrfach ein Saxophon zum Einsatz, dass sich ebenfalls perfekt ins Gesamtbild einfügt.

Ein überaus schönes Gitarrenmotiv leitet den Opener "The Platform" ein, der im weiteren Verlauf zunächst leichtfüßig dahin tänzelt und mit anfangs etwas sperrig wirkenden Gesangslinien dahergeht. Im Verlauf steigern sich Härtegrad und Intensität - dieser Wechsel der Stimmung findet sich auch in den weiteren Songs immer wieder. Es folgt mit "And The Stone Said: If I Could Speak" ein viertelstündiges Epos, das in den ersten viereinhalb, instrumentalen Minuten mit seinen traumhaften Leadmelodien von Gitarre und Saxophon schon restlos begeistert. Als der Gesang mit ruhiger Instrumentierung einsetzt, erinnert der Song von der Struktur her ein wenig an Opeth, kurze Zeit später ist man mit den ungewöhnlichen, aber markanten Gesangslinien wieder ganz BEARDFISH. Doch der Song hat noch mehr zu bieten, nach einem kurzen Saxofonsolo nimmt er an Fahrt auf und präsentiert die härtesten Parts auf "Mammoth", bei denen sogar schwermetallisches Gebrüll zu hören ist, bevor die bekannten Motive wieder den Zauber des Anfangs entfachen. Ein großartiger Song, der zeigt, wie packend gut gemachter Progrock sein kann.

Das ruhige und deutlich kompaktere "Tightrope" ist eine willkommene Verschnaufpause, bevor die Band in "Green Waves" die Zügel wieder anzieht. Der Song ist ebenfalls vergleichsweise eingängig, dabei aber relativ düster und mit einem dramatischen Refrain versehen. Das kurze Klavierstück "Outside / Inside" leitet in das Instrumental "Akakabotu" ein. Die wunderbar jazzige Instrumentalnummer begeistert mit Duellen von Saxofon und Gitarre und ist das zweite ganzgroße Highlight des Albums. Der Schlusstrack besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Songs, die kunstvoll zu einem verwoben werden. Das etwas kühler wirkende "Ventriloquist" ist dabei ein guter Kontrapunkt zum eher lockeren "Without Saying Anything". Neben der Musik sind zudem die oft bissigen Texte, die zwischen persönlich und weltanschauend pendeln, beachtenswert. Da erklärt sich auch der ungewöhnliche Albumtitel, denn das ausgestorbene Tier steht als Metapher für den selbstzerstörerisch handelnden Menschen in einer kalten Zeit.

FAZIT: "Mammoth" ist ein sehr schönes, detail- und abwechslungsreiches Album, das zudem mit einem ausgewogenen Verhältnis an verspielter Progressivität und eingängigen Elementen nicht zu schwer verdaulich ist, aber gleichzeitig längerfristiges Hörvergnügen verspricht.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.04.2011

Tracklist

  1. The Platform
  2. And The Stone Said: If I Could Speak
  3. Tightrope
  4. Green Waves
  5. Outside / Inside
  6. Akakabotu
  7. Without Saying Anything feat. Ventriloquist

Besetzung

  • Bass

    Robert Hansen

  • Gesang

    ikard Sjöblom

  • Gitarre

    Rikard Sjöblom, David Zackrisson

  • Keys

    ikard Sjöblom, David Zackrisson

  • Schlagzeug

    Magnus Östgren

Sonstiges

  • Label

    InsideOut Music

  • Spieldauer

    52:13

  • Erscheinungsdatum

    25.03.2011

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