Ich muss mich immer wieder fragen, wie so einige Leute – manchmal sind es die Promotextverfasser, manchmal die Bands selbst – bei der musikalischen Kategorisierung des beworbenen Werks auf Hardcore kommen. Die paar auch im Metal seit Ewigkeiten etablierten Breakdowns, Grooves oder Shouts können es ja kaum sein. Trotzdem: „Die Gruppe spielt eine Mischung aus Metal und Hardcore.“... klack... „Die Hardcore/Metalband aus Bockswedel hat bereits mit BACKPFEIFENHAGEL die Bühne geteilt.“... fump... „Der Thrash-Vierer ist unter anderem stark vom Hardcore beeinflusst.“ - und was haben wir stattdessen? Rüchtüüüch, eine weitere Metal-Band, sonst nichts.
Ist aber auch alles ziemlich egal, denn ob nun Hardcore oder nicht: „Sophists“, die aktuelle EP der den hübschen See hauenden Regensburger macht keine allzu schlechte Figur. Derbes Gekloppe zwischen Todesstahl, Melodic Death und Thrash wechselt sich mit den eingangs genannten Grooves und Breakdowns ab, erst werden die Nackenmuskeln strapaziert, und danach dürfen die Sprunggelenke dran glauben – und diese Übung darf man zu den fünf Tracks mehrfach wiederholen. Und jetzt wieder Hände auf die Oberschenkel stützen und Matte zweimal im Uhrzeigersinn drehen, dann zwei mal gegen den Uhrzeigersinn. Und nun in die Hocke und Hüpfen! Ja, so aerobisch kann harte Musik sein! Auch wenn die Bayern gerne etwas origineller sein könnten und die Vocals sich manchmal sehr nahe an der Grenze zur unfreiwilligen Komik bewegen, zeichnet sich rund zwei Jahre nach Bandformierung ab, dass da einiges an Potenzial schlummert.
FAZIT: Noch sind BEAT THE PRETTY LAKE eine Truppe mit ein paar Kinderkrankheiten, doch da geht definitiv noch was – und das kann man prima nachhören, denn „Sophist“ steht für jedermann kostenlos über die Bandhomepage zum Download bereit. Kann man sich demnach also ruhig mal antun.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.01.2011
Andreas Wimmer
Raphael Grunow
Jan Kurschus, Michael Pfeilschifter
Christian Priol
Eigenproduktion
19:43
2010