Aus einem christlich geprägten Elternhaus kommend, war es naheliegend, dass nach der Infektion mit dem unheilbaren Virus namens Metal Anfang der 90er auch die christliche Metalszene in den Fokus der Aufmerksamkeit gelangte. Neben Mortification und Deliverance waren es vor allem die Thrasher BELIEVER, die mit ihrem Debüt "Extraction From Mortality" und dem Nachfolger "Sanity Obscure" das Interesse auf sich zogen. Doch das war nicht von langer Dauer und blieben BELIEVER für lange Zeit nur ein Name unter vielen.
Doch auch die Band selber ging nach dem 1993er-Album "Dimensions" für 16 Jahre getrennte Wege, erst 2009 erschien das Comeback-Album "Gabriel", welchem nun Rundling Nummer fünf mit dem Titel "Transhuman" folgt. Darauf hat man sich weitestgehend von den Thrash-Wurzeln gelöst, lediglich zwei Songs ("Clean Room", "Being No One") erinnern in Sachen Riffing und Rhythmus noch an frühere Zeiten. Der Rest des Materials verleugnet die Herkunft zwar auch nicht, doch fühlt man sich im Bereich des anspruchsvoll-düsteren Progressive Metals heutzutage deutlich wohler. Womit man das Interesse derer wecken sollte, die auf die Musik von Anacrusis oder Voivod stehen.
Die Hauptmerkmale bei BELIEVER 2011 sind eine formidable Gitarrenarbeit, der variable Gesang von Kurt Bachman, der sowohl kreischiges Gebrüll, als auch markanten, melodischen Gesang auf Lager hat und dies dem jeweiligen Song anpasst. Cineastisch-kühle Keyboardsounds sorgen für eine spannungsgeladene Atmosphäre, die oft und gern durch gewollte Disharmonien und ein gesundes Maß an Sperrigkeit unterstützt wird. Vertrackte Rhythmen und aufwändige Arrangements sorgen darüberhinaus dafür, dass der Hörer bei der Stange bleibt und ein hohes Maß an Konzentration aufbringen muss, um dem Fluss zu folgen. Dabei ist "Transhuman" so vielschichtig, dass man bei jedem Hördurchgang neue Elemente entdeckt, auch wenn sich die zentralen Sequenzen schon im Gedächtnis verankert haben.
Mit geilen Gesangslinien in den Strophen und einem nicht minder tollen Refrain setzt das eröffnende "Lie Awake" direkt ein dickes Ausrufezeichen - aber man sollte nicht erwarten, dass die extrem hohe Eingängigkeit des Songs stellvertretend für das ganze Album ist. In der Folge werden diese Elemente deutlich sparsamer eingesetzt, was ihre Wirkung nur noch verstärkt. So sticht in "Multiverse" der Refrain heraus, die atmosphärische Nummer ist damit ein weiteres Highlight auf "Transhuman", gleiches gilt für das mit sehr schrägen Xylophon-Sounds eingeleitete "Transfection". Ein elektronisches Instrumental teilt das Album in zwei Hälften, wobei die zweite ein wenig an Zugänglichkeit einbüßt und somit hier und da Längen offenbart. Dem qualitativ hochwertigen Eindruck des ebenfalls toll produzierten Albums tut das aber keinen Abbruch.
FAZIT: Spannend, anspruchsvoll und mit guten bis herausragenden Songs gesegnet, ist "Transhuman" ein Album, das nichts für den metallischen Fastfood-Konsumenten ist und deshalb umso mehr Spaß macht. Elf Punkte mit Tendenz nach oben stehen dafür zu Buche.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.05.2011
Kurt Bachman
Kurt Bachman, Kevin Leaman
Jeff King
Joey Taub
Metal Blade / Sony
54:02
08.04.2011