Musik machen für ein besseres Morgen – gut, warum nicht. Optimismus ist gesund. Das bessere Morgen dann aber in ein ikonisches Stempelzeichen zu verwandeln, zeugt von dem kindlich-naiven Geist, eine Idee wie eine Flagge vor sich herzuschleppen und sie, gespannt auf einen Zaunpfahl, voller Stolz zu schwenken, wann immer jemand gerade vorbeikommt.
Den Massen gefällt das. Will nicht jeder lieber eine schöne Zukunft, anstatt der guten alten Zeit nachzuweinen? Nur ein Blick auf die Flagge und die Sache ist klar: „BT“ machen Menschenglück. Nicht nur dem Kürzel nach kommt ihr Family Entertainment dem der Warner-Brothers-Schmiede fast schon nahe. Richtig vermarktet, müssen sich BETTER TOMORROW keine Sorgen machen: Ihr verklärter Blick auf eine bevorstehende Blütezeit passt sich der aktuellen Wirtschaftslage an und sollte schon deswegen ein Alleingänger werden.
Der Alternative Rock auf „Home Is Where Your Heart Is“ gibt sich ebenso unkompliziert und logisch wie sein Titel. Das allgemeine Empfinden wird in voller Bandbreite widergespiegelt. Zwischen schwelgerischer Melancholie wie bei 30 SECONDS TO MARS und aufgeputschter Aufbruchsstimmung à la LOSTPROPHETS wird musiziert, stets in der geschmackssicheren Mainstreamzone für Harmonien, die irgendwann mal von LINKIN PARK ausgelegt wurde.
Ohne diese Zone jemals zu verlassen, wird das Quartett streckenweise richtig ambitioniert. Auf „Save Me“, „Speedrace“ und im Chorus des Titeltracks streift man glatt den Poprock-Appeal vom Album „Presets“ der Hamburger SYLVAN – ob das jetzt eher ein Kompliment für BETTER TOMORROW ist oder eine weitere Schädigung des ohnehin schon zwiespältig aufgenommenen „Presets“, sei mal dahingestellt.
Ansonsten sind viele Ausdrucksformen zeitgenössischer Popmusik enthalten: Die Unart des Autotunings (immerhin dezent eingesetzt: „Tonight“), bedingungslose Eingängigkeit und die Fusion unterschiedlicher Musikstile auf einer glatten Fläche. Immerhin führt das zu einem beachtlichen Abwechslungsreichtum, von dem sich ähnlich gelagerte Gruppen ein paar Scheiben abschneiden können. Die Gleichförmigkeit, die viele pop-affine Bands sich auf das Banner schreiben, ist ein großes Missverständnis, dem BETTER TOMORROW immerhin nicht anheim fallen. Sie verstehen, dass gerade Pop (Rock) Abwechslung benötigt. Problematisch, speziell auch in diesem Fall, ist die Tatsache, dass man jedes gebrauchte Stilmittel bereits in- und auswendig kennt. Die Zielgruppe allerdings wird das nicht stören.
FAZIT: Facettenreicher, allerdings jederzeit vorhersehbarer Alternative Rock für die Kaugummi-Fraktion. Das, was BETTER TOMORROW machen, machen sie richtig. Sie „wooohooo“en, sie „wooaaaah“en, sie schreiben große Melodiebögen, sie verbreiten Glück und Hoffnung, immer angetrieben vom energischen Drummer, dem heimlichen Star der Geschichte. Ist das belanglos? Ja, sicher. Aber auch gefällig genug, dass man als Musikliebhaber mit dem Musik lediglich konsumierenden Mainstream zumindest in Frieden koexistieren kann. Bei dem, was sich da sonst mitunter in den Charts tummelt, ist das jedenfalls nicht immer möglich.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2011
Julian "The Engine" Eitel
Sebastian "The Face" Jäger, Martin "The Law" Grosse
Martin "The Law" Grosse, Sebastian "The Face" Jäger
Markus "The General" Jäger
SAOL / H'Art / Zebralution
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24.06.2011