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Reviews

Black Tide: Post Mortem

Stil: Modern Metal

Cover: Black Tide: Post Mortem

Wie schwer sich Plattenfirma, Promoter, Fans. Journalisten und auch die Band selber mit der Einsortierung eines Albums tun können, zeigt sich ganz hervorragend am Beispiel von „Post Mortem“, dem zweiten Album von BLACK TIDE. Während die Musiker selber Einflüsse von METALLICA, PANTERA, U2 und den BEATLES angeben, spricht das Infozettelchen von Hardrock. Kritiker legen das Quartett aus Miami in solch unterschiedlichen Schubladen wie Metal, AVENGED SEVENFOLD, Thrash, TRIVIUM, Modern Metal, BULLET FOR MY VALENTINE, Metalcore oder gar PRETTY MAIDS ab. Das Kuriose: Recht haben sie irgendwie alle. Also, bis auf den PRETTY-MAIDS-Verweis freilich, der ist Quatsch.

Dass BLACK TIDE in den USA mit ihrem Debüt „Light From Above“ einen ersten Achtungserfolg landen konnten, kann angesichts des Sounds nicht überraschen. Auf „Post Mortem“ wird dieser Sound wesentlich verfeinert und vertieft – Die-Hard-Fans würden vielleicht eher verwässert sagen.

Da sich der Verfasser dieser Zeilen nicht der Kategorie „Die-Hard-Fan“ zurechnet, findet „Post Mortem“ allerdings wohlwollende Zustimmung. Die Band kombiniert geschickt poppige Elemente des Metalcores mit Thrash-Riffs, galoppiert ungestüm voran oder stampft alles niederwalzend durch die Botanik. Sängerknabe Gabriel Garcia hat genügend Schmelz in der Stimme, um die Mädchen vor der Bühne schmachten zu lassen, verliert sich dabei aber nie in billiger Stimmungsmache. Das klare Stimmchen in bester BULLET-FOR-MY-VALENTINE-Manier passt jedenfalls zu den variablen und abwechslungsreichen Songs, die auch vor der einen oder anderen progressiven Note nicht Halt machen.

Dass der Scheibe im letzten Drittel ein wenig die Luft ausgeht, ist schade – die beiden verheißungsvollen Songs am Anfang, „Ashes“ und „Bury Me Out“, haben die Latte der Erwartungshaltung dann doch wohl ein wenig zu hoch gelegt; BLACK TIDE reißen diese nach hinten raus zwei-, dreimal. Ganz am Ende freilich gibt es mit der herzzerreißenden Ballade „Into The Sky“, die als reines Akustikstück beginnt und in dramatischer Orchestrierung endet, noch einmal ein absolutes Highlight.

FAZIT: Es ist nicht alles Gold, was auf „Post Mortem“ glänzt, aber es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Band mit ihrem modernen Sound zwischen Thrash, Metalcore, Prog, Rock und Pop zumindest in ihrem Heimatland nicht deutlich an Erfolg zulegen sollte. Und auch hierzulande sollten diejenigen, die bei dem Stichwort „modern“ nicht gleich die speckige Kutte ergreifen und schreiend davonlaufen, mal reinhören.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.08.2011

Tracklist

  1. Ashes
  2. Bury Me
  3. Let It Out
  4. Honest Eyes
  5. That Fire
  6. Fight Till The Bitter End
  7. Take It Easy
  8. Lost In The Sound
  9. Walking Dead Man
  10. Into The Sky

Besetzung

  • Bass

    Zakk Sandler

  • Gesang

    Gabriel Garcia

  • Gitarre

    Austin Diaz, Gabriel Garcia

  • Schlagzeug

    Steven Spence

Sonstiges

  • Label

    Spinefarm/Universal

  • Spieldauer

    43:10

  • Erscheinungsdatum

    26.08.2011

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