Der Ex-MAGENTA-Kader C-SIDES betreibt mit seinem Namen offenbar typisch britisches Understatement: Was andere Bands nicht einmal auf die Rückseite von Schallplatten ritzen würden, gereicht diesem Trio anscheinend zum Bandnamen. Ein Zeichen für schnarchnasige Musik? Beinahe …
Deutlich weniger artsy und selbstverliebt proggy gehen C-SIDES vor. Songs wie das zudringliche "The Ribbon" zu Beginn, der lockere Anschluss "Times For Me" und Track drei namens "Master Plan" lassen eine eindeutige Kategorisierung zu: Rock, den man jüngeren Musikern als durchaus "alternativ" andichten würde; mit Hinblick auf die erfahrenen Herren hinter dieser Band ist man jedoch geneigt, von einem neuen Verständnis für Stringenz zu sprechen. Dem entgegenzuhalten ist jedoch, dass vieles auf "Devitrification" nach Schnellschuss klingt, irgendwie lieblos beziehungsweise arbiträr. Vermutlich sollte man doch das Langformat wählen, denn zumindest das siebenminütige "Stand Up" deutet an, was C-SIDES an Spannung zu erzeugen vermögen, so sie nicht auf die Uhr schauen. Zugute darf man ihnen in allen Songs die bemühte Gitarrenarbeit von Rosser halten, den dreigeteilten Titeltrack gar als Experimentierfeld bezeichnen. Dessen erster Part spielt mit Drumloops und dicken Riffs, gemahnt im Arrangement an das kantige Solozeug von Adrian Belew; die Mitte dient als Brücke zum stillen wie stimmungsvollen Anhängsel "Green Light", was in der Dreifaltigkeit zum eindeutigen Highlight der Scheibe führt.
"Let It GGo" langweilt danach weitgehend instrumental, in der zweiten Hälfte schließlich mit halbseidener Emotionalität, und "Way I See" kehrt viel zu spät die notwendige Energie hervor, die man mehr denn je bezeugen muss in einer Stilistik, die zu häufig zu sauber, zu austauschbar und ihrer Bezeichnung zum Trotz zu leichtgewichtig daherkommt. Der Snaresound übrigens birgt irgendeine Frequenz, die bei genauer Konzentration rasend macht, was dem Rezensenten in dieser Form noch nie untergekommen ist, eher schon bei diversen Becken, aber wie dem auch sei …
FAZIT: C-SIDES schreiben stimmige Stücke, die indes weder spektakulär Neues, Virtuoses noch Herzerweichendes zu bieten haben. Dies stellt sie anderen blutarmen Protagonisten wie den späten ENCHANT anheim und wäre in den Neunzigern unter Saubermann-Grunge abgeheftet worden; wie "Devitrification" mit selbigem im wörtlichen Sinn eigentlich nichts zu tun hat, so liegt auch der Prog in weiter Ferne - und um es Rock zu nehnen, fehlen schlichtweg der Drall, der Schmutz und das Aufbegehren. Man fragt sich ständig: was wollt ihr eigentlich aussagen?
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2011
Dan Fry
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Martin Rosser
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29.04.2011