Nach fünf Studiowerken und fast zwanzig Jahren des Bestehens ist es keineswegs zu früh für ein Livealbum, erst recht nicht bei einer erstklassigen Liveband wie CAGE. Und alternativ dazu bzw. besser noch tut es da natürlich auch eine Live-DVD; im Falle von "The Rise To Power" sind es deren sogar zwei.
DVD 1 ist bestückt mit dem Gig der Truppe um Ausnahme-Screamer Sean Peck auf dem Prog Power USA im Jahre 2009. Da sich die Qualität der Power Metaller aus San Diego zumindest bei uns ja immer noch nicht angemessen herumgesprochen hat, wie die spärlich besuchte Clubtour vor zwei Jahren gezeigt hat, ist es schön, die Band nach dem Keep It True X endlich mal wieder vor etwas größerem Publikum zu sehen. Okay, die Mehrzahl der anwesenden Zuschauer ist an diesem Abend sicherlich nicht ausschließlich wegen CAGE nach Atlanta gekommen - zu späterer Stunde spielten schließlich u.a. noch CRIMSON GLORY und FATES WARNING - und die zu beobachtenden Publikumsreaktionen sind nicht unbedingt als euphorisch zu bezeichnen. Aber dennoch dürfte kein Fan von rasantem und kraftstrotzendem Power Metal von der Show des Quintetts enttäuscht gewesen sein.
Die Band gibt sich allerdings auch keine Blöße. Der von der Optik jüngere Bruder Rob Halfords - zu Beginn passenderweise ebenfalls im weiten Mantel wie zuletzt der Priest-Sänger - hat seine Stimme auch bei den anstrengendsten und höchsten Tönen fest im Griff, während seine Mannschaft eine dichte und technisch hochwertige Soundwand fabriziert. Mittendrin zeigt der andere Blickfang Dave "Conan" Garcia mit diversen Soli, dass Muskelpakete filigrane Gitarrentechnik nicht ausschließen, und sein Kompagnon Anthony Wayne McGinnis an der anderen Axt ist nicht weniger versiert und zumindest von den Bühnenmetern agiler als der etwas zu statische Kraftsportler. Auch die vielen Backing-Chöre sitzen perfekt, an denen alle Musiker bis auf Kesselhexer Norm Leggio beteiligt sind. Der ebenfalls wieder mit PSYCHOTIC WALTZ aktive Schlagzeuger ist durch die Arbeit seiner Gliedmaßen aber beeindruckend genug. Der Mann agiert hier sichtlich und unüberhörbar auf allerhöchstem Niveau und wird zumindest hinsichtlich seiner Fußarbeit bei CAGE sicherlich noch stärker gefordert als bei der von ihm mitgegründeten Prog-Metal-Legende.
Mit ihrem Stil sind CAGE auch über den Gesang hinaus und besonders auch mit ihrem jüngsten Material bekanntlich nicht allzu weit von JUDAS PRIEST (speziell zu deren "Painkiller"-Zeit) weg, nur mittlerweile noch deutlich härter und vor allem schneller ausgerichtet und mit vielen ihrer Songs inzwischen fast schon im Speed-Metal-Bereich angekommen. Und der Schwerpunkt des Sets liegt logischerweise auch auf der letzten Scheibe "Science Of Annihilation", während die ersten beiden Alben gar nicht zum Zuge kommen. Aber die Spielzeit war als Opener des Festivals ja auch nicht gerade üppig.
Optisch erwartet einen mit "The Rise To Power" zwar keine Monsterproduktion, aber mit sechs Kameras und ziemlich guter Lightshow geht der Mitschnitt für den Status der Band völlig in Ordnung. Wie viel am Sound nachträglich noch gedreht wurde, ist schwer zu sagen, aber ein wenig steril für einen Live-Mitschnitt klingt er bisweilen schon. Zumindest der Jubel des Publikums ist manchmal etwas zu laut ausgefallen und passt nicht immer perfekt zu den optisch eher zurückhaltenden Reaktionen und überschaubar ausgestreckten Armen im Auditorium.
Nach dem gelungenen, aber recht kurzen SAVATAGE-Cover "The Dungeons Are Calling", das man auch schon in früheren Tagen der Band im Programm hatte, ist die Show nach 9 Songs und 47 Minuten leider schon vorbei und damit zumindest das heimische Konzerterlebnis doch etwas zu kurz ausgefallen, gemessen am vorhandenen Backkatalog sowieso. Aber es gibt ja auch noch DVD Nr. 2, auf der weitere Live-Aufnahmen und Bonusmaterial zu finden sind.
Den Anfang darauf machen drei Songs vom Auftritt auf dem Keep It True 2008. Die damalige Show war sicher auch ein Highlight in der CAGE-History, beim dem die Band, damals noch mit Drummer Mike Nielsen, auch bei äußerst großer Konkurrenz voll überzeugen konnte. Der KIT-Gänger kennt diese Aufnahmen (wie auch der Rest auf Disk 2 im 4:3-Format) allerdings schon von der entsprechenden KIT-DVD.
Danach folgen Mitschnitte von Festivals aus Mexiko, wiederum drei und somit die meisten Songs davon vom Mägo De Oz Fest 2007. Muss man hier bereits soundtechnisch und auch von der Bildqualität einige Abstriche machen, haben die letzten beiden und ältesten Aufnahmen zumindest vom Bild nur noch gehobenes Bootleg-Niveau. Nicht prall, aber als ausgewiesenes Bonusmaterial noch okay.
Mehr als okay, zumindest vom Hörerlebnis, ist der anschließende Ausblick auf das kommende Album "Supremacy Of Steel", das bereits in trockenen Tüchern ist, aber noch auf einen Veröffentlichungstermin wartet. Der neue Song "War Of The Undead", passenderweise mit Zombiebildern unterlegt, ist ein speediger Kracher, der auch perfekt auf das letzte Studiowerk gepasst hätte, zugleich aber auch mit einem interessanten Midtempo-Break aufwartet.
Das aus den "Hell Destroyer"-Sessions stammende und bisher ebenfalls unveröffentlichte "Skinned Alive" ist langsamer und epischer, aber mit der merkwürdig anmutenden, aber dennoch hymnischen Textzeile "Eins zwei, drei, die" eine gute Abwechslung. Ob die Nummer ebenfalls auf dem kommenden Langeisen stehen wird, von denen ganz am Ende noch weitere Songs angespielt werden, um die Vorfreude zu steigern, ist mir nicht ganz klar. Wir werden es hoffentlich bald wissen und dann gilt es auch zu prüfen, ob die neuen Leute die Live-Qualitäten ihrer Vorgänger halten können - denn Mike Giordano und Anthony Wayne McGiniss sind letztes Jahr leider ausgestiegen.
Das verbleibende Material auf der DVD ist Füllstoff, bestehend aus Sightseeing-Clips, Fotogalerie sowie Soundcheck- und Backstage-Impressionen, nur noch minder interessant und wie so oft nur zum einmaligen Durchzappen geeignet.
FAZIT: Obwohl nicht ganz abendfüllend, ist die erste CAGE-DVD für Fans der Band ein Muss und auch für alle anderen Power-Metaller eine äußerst lohnenswerte Veranstaltung - erst recht, da der Doppeldecker im kundenfreundlichen Preissektor in den Läden steht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2011
Mike Giordano
Sean Peck
Dave Garcia, Anthony Wayne McGinnis
Norm Leggio
Music Buy Mail
120:00
15.03.2011