Die machen es einem aber auch zu einfach. Sogar das „C“ im Bandnamen ist schon mal in spiegelverkehrter Typografie vorgeschrieben. Da müssen wir nur noch einen Haken über das „C“ machen und bekommen unser Wortspiel auf dem Silbertablett serviert. Sellout anyone?
Im Amerika der frühen 2000er, als zweitklassige Alternative-Epigonen wie SPINESHANK und COLD fette Produktionen spendiert bekamen, konnte man synthetische Massenware dieser Art vielleicht noch an den Mann bringen – es wird interessant sein zu beobachten, ob das auch heute noch funktioniert.
„Superstar Prototype“ also. Was klingt wie das neue BRITNEY-SPEARS-Album, erfüllt zumindest die zweitwahrscheinlichste Prämisse: Wir haben es mal wieder mit Retorten-Alternative-Metal zu tun. Da wird im großen Stil erneut die „pain weggewasht“, „gecried während no one am caren ist“, „inside gesteppt“ und „fakes“ aufgedeckt, bis der Arzt kommt. Das alles stilgerecht soweit aufgekocht, dass der Gitarrenhall alles andere verschluckt, so dass man sich nur auf ein Detail auf einmal konzentrieren muss.
Rockt es denn zwischendrin doch mal, Herr Doktor? Aber sicher – einfach mal „Set Things Straight“ antesten. Böses, böses Riffing. Leider ein harmloser Refrain. „Blow“ geht’s ähnlich, der packt ab 2:43 sogar kurz eine Reminiszenz an KORN zu „Follow The Leader“-Zeiten dazu. Mensch, das ist auch schon 13 Jahre alt. Wo ist nur die Zeit geblieben… „Breathe“ schließt sich an, der funktioniert genauso. „As I Fall“ auch… Moment, ist etwa das ganze Album nach dem gleichen Muster aufgebaut?
Nein, natürlich nicht. Würde man nicht seine Hand darauf verwetten, dass genau eine Ballade vorkommt? Korrekt – das wäre dann „Flooded“, die mit der Painawaywash-Nummer.
Magische Momente, irgendetwas von individuellem Charakter oder auch gerne mal einen saftigen Ausrutscher nach unten sparen die Schweden sich komplett aus, so dass die ganze Chose seifig durchflutscht. Das kann man sich schön hören, wenn man im Vorbeigehen etwas Metallisches konsumieren will, ohne sich allzu viel Kopfzerbrechen zu bereiten. Das bisschen Industrial-Anleihe, die paar futuristischen Elemente machen noch keinen eigenen Charakter aus.
FAZIT: Identitätslosigkeit rocks! Wenigstens möchte man meinen, dass das die Botschaft der Platte ist, auch wenn die Texte pflichtschuldigst das Gegenteil behaupten. Erstaunlich, wie man einen so derben Widerspruch zwischen Musik und Inhalt auf CD pressen kann. Weh tut „Superstar Prototype“ dabei nicht, brauchbare Riffs sind auch dabei, aber irgendwie schmerzt das blank polierte Mittelmaß dann doch, fast noch mehr als totale Inkompetenz – die hätte wenigstens Ecken und Kanten gehabt.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2011
Anders Sevebo
Percy Mejhagen (Lead Vocals), Robert Monegrim, Anders Sevebo (Backing Vocals)
Percy Mejhagen, Robert Monegrim
Martin Karlsson
Nuerra Records
43:34
22.07.2011