Die Schweden COMECON (benannt nach dem östlichen Gegenstück zur OECD) waren immer die etwas andere Death Metal Band. Drei Alben, drei Sänger – LG Petrov (ENTOMBED) auf „Megatrends In Brutality“, Martin van Drunen (ASPHYX) auf „Converging Conspiracies“ und schließlich Marc Grewe (MORGOTH) auf „Fable Frolic“. Ein Drumcomputer. Kluge und sehr durchdachte, politische Statements abseits jedes punkigen F.O.A.D.-Ansatzes. Ein ständiger Wandel hin zu immer progressiveren Songs, der schließlich auf dem dritten Album einen Höhepunkt – und viel zu frühen Abschluss fand. Dass hier was anders ist, zeigt schon das Cover. Flauschige kleine Schäfchen passen kaum zur durchschnittlichen Death Metal Schlachtplatte. Und dann wird man im Intro auch noch von Fröschen angequakt. Doch das ist erst der Anfang, ein kleiner Hinweis auf das, was noch kommt.
Vor allem ist das Spiel der beiden Gitarristen und einzigen Kernmitglieder Rasmus Ekman und Pelle Ström nur als genial zu bezeichnen. Obwohl ihre Songs nicht überbordend komplex sind, warten sie doch mit so vielen grandiosen Ideen im Detail auf, dass man damit ganze Diskographien anderer Bands alt aussehen lässt. Im üblichen, tiefen Sunlight-Schredder-Sound ergänzen die beiden ihre dicken und hypermegaprägnanten Riffs um gezielte Leads, Dissonanzen und völlig freakige Akustik-Einschübe, und wenn letztere zunächst wie ein Schlag vor den Kopf anmuten, entfalten sie mit zunehmender Dauer nicht nur ihren Sinn, sondern werden zum unerlässlichen Bestandteil der Einzigartigkeit COMECONs. Hat man Songs wie „Soft, Creamy Lather“, „How I Won The War“, „Ways Of Wisdom (Serves Two)”, „Canvas Of History” oder auch alle anderen Hits erst einmal durchschaut, wird man sich immer wieder dabei ertappen, dass man morgens schon mit einem Ohrwurm aufwacht.
Auch als Gegner jeder Synthetik wird man von der Platte nicht abgeschreckt, denn der Drumcomputer wird einem echten Schlagzeug nachempfunden und klingt nicht weniger „echt“ als eine beliebige Produktion von heutzutage. Man fand damals einfach keinen Schlagzeuger und entschied sich für die einfachste Lösung.
Das kompositorische Genie der Band umfasste aber nicht nur abgefahrene und effektive Gitarrenarrangements mit Hirnfräsgarantie, sondern ebenso einprägsame Gesangslinien. Man höre nur perfekt phrasierte, repetitive Schizo-Dialoge wie:
How I Won The War – You Never Did…
How I Won The War – You Never Did…
How I Won The War – You Never Did…
How I Won The War – You Never Did…
oder
It Wears Me Down,
It Wears Me Down,
It Wears Me Down,
All Of Me, All Of Me, All Of Me Down!
Und dann versuche man, diese Zeilen wieder aus dem Kopf zu bekommen. Ein sinnloses Unterfangen...
Wie so vielen Bands, die sich abseits des Zeitgeistes bewegen, wurde auch COMECON die mangelnde Verkaufsträchtigkeit ihrer Musik zum Verhängnis, denn als das Label mitten im Schreibprozess zur vierten Platte bekundete, kein Interesse an einer Veröffentlichung zu haben, entschieden sich Ekman und Ström, in den Sack zu hauen. Tragisch, wenn man bedenkt, was diese beiden kreativen Köpfe noch auf uns hätten loslassen können.
FAZIT: Wieder einmal lautet die dringende Empfehlung an alle, die immer auf der Suche nach der besonderen Platte sind, sich „Fable Frolic“ zuzulegen. Diese Scheibe wird einfach nie langweilig. Gleiches gilt im Übrigen für das nicht minder geniale, von Martin van Drunens göttlichem Heulgrunzen veredelte „Converging Conspiracies“. Hier kann es nur ein streng subjektives Fullhouse geben.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2011
Rasmus Ekman, Pelle Ström
Marc Grewe
Rasmus Ekman, Pelle Ström
Programming: Rasmus Ekman, Pelle Ström. Mini Moog: Pelle Ström. Buchla Synthesizer: Rasmus Ekman
Century Media
55:32
30.03.1995