Interessanter Ansatz, ein Album zu kreieren: Aus Lebensgeschichten bestimmter Personen, die anonym bleiben wollen – einige davon unbekannt oder gar verschollen, andere laut Bandaussage enorm bekannt -, erschuf CONTEMPORARY NOISE SEXTET-Pianist und -Mastermind Kuba Kapsa mithilfe seiner Mitmusiker akustische Visualisierungen und visuell anmutende Vertonungen derselben.
Das polnische Sextett geht auf „Ghostwriter‘s Joke“ ein wenig experimenteller als gewohnt vor, doch der Grundtenor in Form hypnotischer, verspielter, synkopendurchsetzter moderner Jazzmusik mit einigen Free-Jazz-Ausbrüchen („Norman‘s Mother“, wuhuu!) ist geblieben, ebenso die eindringlichen Rhythmen, die repetitiven, transponierenden Melodien und das cineastische Feeling des Ganzen. Oftmals wirken die Stücke, die das CONTEMPORARY NOISE SEXTET darbietet, auf eine gewisse Art und Weise schizophren, denn einerseits wohnt den Kompositionen eine adoleszente Aufbruchstimmung inne, dann aber wieder die Besonnenheit alter Hasen. Oder anders: Der Normalo sagt: „Ist das freaky!“ - und der Freak erwidert: „Ist das normal!“
FAZIT: Kapsa und seine fünf Mitstreiter machen die Monotonie zu ihrem Stilmittel, und es ist ziemlich beeindruckend, wie viel man mit guten Musikern und mit viel Gefühl aus einem Grundthema herausholen kann.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2011
Patryk Weclawek (Kontrabass)
Kamil Pater
Bartek Kapsa
Kuba Kapsa (Piano), Tomek Glazik (Tenorsaxophon), Wojtek Jachna (Trompete)
Denovali Records
44:51
08.07.2011