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Copernicus: Cipher and Decipher

Stil: Progressive Rock / Spacerock

Cover: Copernicus: Cipher and Decipher

Die Award-bedachten Proggies COPERNICUS stellen hiermit den zweiten Teil ihrer "Disappearance"-Session von 2009 zur Diskussion, ein definitiv außergewöhnliches Hörerlebnis, wenn man mit üblichen Genreerwartungen an die Chose herantritt.

"Into The Subatomic" bietet noch recht konventionellen Spacerock, allerdings mit abgepfiffenen spoken words. Sollte die Musik wie im Booklet angesprochen tatsächlich spontan entstanden sein, zeugt dies von wahrer kompositorischer Größe ob der Schlüssigkeit des Materials, wiewohl andererseits mehr als alles sonstige die Lyrics im Vordergrund stehen, bei "Free At Last" im verzweifelten bis anklagenden Gestus vor sanften Bläsern. "Mud Becomes Mind" gemahnt andererseits an die Schulterschlüsse des Bassisten Jonas Hellborg mit indischen Vokalisten, die ihren mantrischen Silbengesang zur rhythmischen Untermalung feilbieten. Die Hauptstimme erinnert stark an Arthur Brown, wie "Cipher and Decipher" insgesamt ähnlich psychedelisch wie dessen Oeuvre anmutet, allerdings schwebender und weniger songorientiert. "I Don't Believe" steht für lakonisches Lamentieren vor kaum zu erkennbaren Klangstrukturen, was den improvisatorischen Charakter der Platte genauso unterstreicht wie das unwesentlich eingängigere "Matter Is Energy" beziehungsweise die Geräuschkulisse "Where No One Can Win". Mit "Comprehensible" schwebt man im Gegensatz dazu fort, und "Infinite Strength" ist eins der besonders treibenden Stücke, das an spiritistischen Fusion-Jazz aus den Seventies erinnert.

In "Step Out Of Your Body" heißt es nicht umsonst, dass das Nirwana den Menschen ausmerzt, und so muss man auch alle persönlichen Dünkel fahren lassen, so man mit "Cipher and Decipher" warmwerden möchte. Bei hohem Empfehlungswert sollte also nicht verschwiegen werden, dass gerade der "Gesang" den geneigten Hörer abschrecken kann; wer also nicht auf Wagnisse aus ist, der mache einen weiten Bogen um COPERNICUS. Für alle Weltraumexperten tun sich hier allerdings neue Planeten auf.

FAZIT: COPERNICUS' Musik ist etwas in dieser From unerhörtest, zumindest was ihre aktuelle Scheibe angeht, die geschickt zwischen goutierbarer Avantgarde, HAWKWIND und etwas psychedelischem Rock der Sechziger changiert, dass einem schwindlich werden kann. Kalt lässt "Cipher and Decipher" jedenfalls nicht, denn die Frage nach dem, was "da draußen" ist, beschäftigt uns Menschen seit jeher; derart musikalisch formuliert wird daraus ein Mindtrip.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2011

Tracklist

  1. Into The Subatomic
  2. Free At Last
  3. Mud Becomes Mind
  4. I Don't Believe
  5. Matter Is Energy
  6. Comprehensible
  7. Infinite Strength
  8. Where No One Can Win
  9. Step Out Of Your Body
  10. The Cauldron

Besetzung

  • Bass

    Marvin Wright, George Rush

  • Gesang

    Copernicus, Larry Kirwan

  • Gitarre

    Cesar Aragundi, Larry Kirwan, Mike Fazio, Bob Hoffnar, George Rush

  • Keys

    Copernicus, Pierce Turner

  • Schlagzeug

    Thomas Hamlin, Mark Brotter

  • Sonstiges

    Matty Fillou, Raimundo Penaforte, Rob Thomas (winds, strings)

Sonstiges

  • Label

    Nevermore/MoonJune

  • Spieldauer

    70:08

  • Erscheinungsdatum

    11.03.2011

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