Mit ihrem vierten Longplayer nach dem 2005er Groove-Ungeheuer „Fuck The Universe“ haben sich die Schweden CRAFT ganze sechs Jahre Zeit gelassen, viel hört man von dieser Pause allerdings nicht, denn im Grunde nimmt der halb neu formierte Vierer um Joakim und NOX genau dort die Fährte wieder auf, wo sie zuletzt endete.
In hochgeschwinde Regionen verirren sich CRAFT nur selten, und wenn, dann atmet das Ganze viel Spirit des 90er Black Metal, wie ihn CARPATHIAN FOREST, DARKTHRONE und teilweise gar BURZUM fabriziert haben, doch meist rollt das Material in DIABOLICAL MASQUERADE-, KOLDBRANN-, BATHORY- oder gar Ur-ALASTIS- und Ur-SAMAEL-Manier nach vorwärts. Eigenwillige Harmonien, ebenso polare Melodien mit dem Geist DISSECTIONs und IMMORTALs, sind hierbei eindeutige musikalische Fingerabdrücke der vier Skandinavier.
Während der nur selten unter fünf Minuten langen Stücke dominieren somit eindeutig Groove und Atmosphäre, und gerade Letztere entfaltet eine Wirkung auf den Hörer, die in ihm ein regelrechtes Gefühl der Beklemmung auslöst – NOX‘ fieses Knurrkeifen trägt hierzu einen nicht unwesentlichen Teil bei. CRAFT benötigen auch 2011 keine von unheilbarer Spätadoleszenz genährte Aggression, ebenso können die Herren auf Plastik und Kitsch verzichten, und während ein Großteil der Waldscheißerkapellen sich beim Versuch, einen auf böse zu machen, regelrecht verausgabt, kommt die Negativität und die Garstigkeit bei diesem 1994 gegründeten Urgestein (das darf man nach siebzehn Jahren Bandexistenz doch sagen, oder?) grundehrlich rüber.
FAZIT: Ein tolles Comeback-Album haben CRAFT da gezaubert.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.08.2011
Alex
NOX
John Doe, Joakim
(programmiert)
Carnal Records
48:56
05.08.2011