Eigentlich ist der Bandname des ursprünglich aus dem fränkischen Kulmbach stammenden Trios so etwas wie eine Altlast, denn vom Dadaismus und den wilden Songarrangements der beiden EPs sind auf dem Debütlongplayer bestenfalls noch Staubmäuse vorzufinden. Die Dame und die beiden Herren, mittlerweile allesamt in Großstädte entflohen, zelebrieren mittlerweile eine atmosphärische Wavepop-Variante, die den Spirit der Achtziger lebt.
Hier und dort wurde das Ganze soundtechnisch etwas aufgebohrt – die Synthesizer und die Drumbeats tönen ein wenig fetter, ab und an mischt sich auch mal etwas dreckige Krachigkeit oder Punkflair dazwischen, doch ansonsten könnte man glauben, die Jahre 1990 bis 2010 hätten nie existiert. DADAJUGEND POLYFORM gelingt obendrein das, was nur wenige deutsche Bands auf die Reihe bekommen: Sie klingen nicht „laik änassa ttschörmen bäntt“, sondern international konkurrenzfähig. Ausfälle kann der Elftracker keine aufweisen, und auch innerhalb der Songs lässt sich kaum eine ernsthafte Schwäche lokalisieren.
FAZIT: „Louis De Marsalle“ ist Modernisierte Retrokost made in Germany, die im Gegensatz zu den musikalischen Ausdünstungen vieler Genrekollegen frisch genug ist, um auch jenseits von Ü30-Partys zu bestehen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.03.2011
Enno Schmitt, Lena Pläß
Holger Bär
Enno Schmitt, Lena Pläß, Holger Bär
ADP Records
39:12
18.02.2011