Wer sich nicht vorstellen kann, dass ungarische Folklore mit Metal funktionieren kann und solche Musik im Allgemeinen nicht mag, wird die Bewertung vermutlich nicht nachvollziehen können. Ich war am Anfang auch skeptisch, aber was DALRIADA hier abgeliefert haben, hat wirklich Substanz und hat alle Skepsis verfallen lassen…
Erster Hördurchlauf: Im Intro murmelt/singt jemand Beschwörungsartig mit sanfter Musik im Hintergrund. Okay, ich wusste, es werden nur ungarische Texte verwendet, aber das klingt schon etwas komisch. Nächstes Lied. Aha, also doch Folk und Metal! Naja, viel Stile, aber der Gesang ist sehr gewöhnungsbedürftig. Wird wohl eher Richtung 8-9 Punkte gehen.
Zweiter Hördurchlauf: Holla, die Waldfee. Die Band mischt schon sehr viele Stile in die Musik mit ein. Und es klingt harmonisch zusammen, trotz der Gegensätze. Ich glaube, die bekommen doch etwas mehr Punkte.
Dritter Hördurchlauf: Akkordeon, Violine, andere Instrumente, die Vielfalt ist doch erstaunlich. Und dennoch passt es immer zusammen! Und der Gesang stört mich gar nicht so sehr wie im Anfang. Werden vermutlich so 11-12 Punkte.
Die weiteren Durchläufe: Mit jedem Hören entdecke ich mehr musikalische Feinheiten, noch ein interessantes Detail. Die Lieder sind der Inbegriff von Abwechslungsreichtum, kaum eines klingt wie das Andere. Der Klargesang überwiegt, wird aber gerne auch durch Screams und Growls unterstützt oder abgelöst, was den Gegensatz der Musik unterstreicht. Die Musik versprüht ihren Charme an jeder Ecke, um dann mit technisch hervorragenden Solis aufzuwarten oder den Hörer mit thrashigen Einlagen zu überraschen. Handwerklich kann man ebenso überhaupt nicht meckern, zum ersten Mal bin ich sehr versucht, einem Album volle Punktzahl zu geben. Ohne die Gitarren und Schlagzeug- Parts (und ohne Screams und Growls) könnte die Musik tatsächlich komplett als Folklore durchgehen. Und DALRIADA schaffen es, die Metal-Parts in perfekte Symbiose mit der restlichen Musik zu bringen und dabei so vielfältig zu bleiben, dass man fast alle Lieder erwähnen möchte, um keinen Einfluss bei der Bewertung zu verschweigen. Absoluter Hör-Tipp: „Hajdutanc“.
FAZIT: Selten hat mich eine Band so oft überrascht und begeistert. Warum also nicht volle Punktzahl? Ich fand die Musik zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Hätte ich die Musik nicht für dieses Magazin gehört, hätte ich das Album vermutlich nach dem ersten Hördurchlauf wieder in eine Ecke gestellt und dadurch etwas wirklich hochwertiges verpasst. Dennoch war Scheu vor den 15 Punkten dann am Ende doch zu hoch. Wer sich das Konzept „ungarische Folklore mit Metal“ gut vorstellen kann, wird von dieser Band sicher nicht enttäuscht.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2011
István Molnár
Laura Binder, András Ficzek
András Ficzek, Mátyás Németh Szabó
Barnabás Ungár
Tadeusz Rieckmann
AFM Records
51:30
18.02.2011