Neues Spiel, neues Glück. Obwohl die Rückkehr der US-Metaller, die mit "The Sign Of The Jackal" von 1986 einen kleinen Underground-Klassiker in der Diskographie stehen haben, vor ein paar Jahren noch nicht übermäßig an Aufmerksamkeit erregt hat, sind sie am Ball geblieben und versuchen es jetzt aufs Neue. Und so haben DAMIEN THORNE, die sich nach dem Teufel in Knabengestalt aus der Omen-Filmreihe benannt haben, rechtzeitig zum Auftritt auf dem Keep It True ihren vierten Longplayer fertiggeschmiedet. Und der ist gleichermaßen schwer greifbar, wie originell ausgefallen. Auf den ersten Blick also eigentlich nichts Neues beim Chicago-Vierer.
Das düster startende "The Clincher" mit seinen schneidenden Gitarren und Tempowendungen bei unterschwelliger Aggressivität ist ein Einstand nach Maß und macht gleich klar, dass man von DAMIEN THORNE auch weiterhin nichts anderes als waschechten US Metal erwarten kann. Ein deutliches Achtungszeichen setzt sofort auch der neue, mittlerweile vierte Sänger in der Bandhistorie. Martin DeBourge passt mit seiner leicht rauen und dominanten Stimme perfekt zum Stil der Band und macht seine Sache dabei wesentlich besser als sein Vorgänger Joe Martin, der auf dem 2005er Album "Haunted Mind" zu hören war. Er vermag nicht nur technisch zu beeindruckend, sondern weist bei Songs wie "Face Reality", wo die Gitarre frühen SAVATAGE-Flair versprüht, oder dem vom rasanten Schlagzeug angetriebenen "Me Against The World" (kein LIZZY BORDEN-Cover) auch leichte Anleihen von David Wayne (METAL CHURCH) auf.
Einige der folgenden Songs machen es zumindest dem Hymnen gewöhnten Power-Metal-Fan dann nicht ganz einfach. Das eingespielte Live-Publikum in Stadionlautstärke zur Einleitung von "Fire" mutet schon etwas merkwürdig an und der rock 'n rollige Rhythmus lässt dann die Nummer nicht nur im Gesamtkonzept recht unorthodox erscheinen. Bei "You'll Come Around" und "Indulgence" wird bei technischer Klasse eine Eingängigkeit auch nicht gerade offenbar und das instrumentale "Tarantula" hat gar starke Prog-Metal-Tendenzen. "Fistful Of Regret" kommt auch nicht so richtig auf den Punkt und wäre bei einer begrenzteren Spielzeit - mit fast 63 Minuten ist das Album recht lang ausgefallen - mein erwählter Streichkandidat gewesen.
Das trifft auf den Titelsong mal ganz und gar nicht zu. "End Of The Game" ist ein packender Stampfer mit JUDAS PRIEST-Kontext, der zur Abwechslung auch mal zum Mitsingen motiviert. Mit dem siebenminütigen "Not Without A Fight" wird es dann phasenweise episch, und die Schlussviertelstunde zeigt die Band auch noch mal von ihrer besten Seite. Neben den unbändigen Gitarren kann vor allem einmal mehr der Gesang in den wiederum leicht vertrackten "Psychosis" und "Curtain Call" brillieren. Das auf deutsch betitelte "Träume" weiß mit einer bedrohlichen Atmosphäre zu gefallen, bevor die Neueinspielung von "Escape Or Die" vom Debüt zum Ausklang daran erinnert, dass DAMIEN THORNE früher eigentlich sogar noch kauziger zur Sache gegangen sind.
Im Ganzen betrachtet hätte das Album wohl einige markante Refrains und auch nachhaltige Melodien mehr vertragen können, dafür begeistert es in seiner detaillierten Intensität. Nicht ein Ton auf dieser Eigenproduktion (richtige CD und keine CD-R!) klingt halbherzig, dafür stets hochprofessionell und engagiert. Gleiches gilt für die Produktion; kein Vergleich zu dem Sound-Dilemma auf der "Wrath Of Darkness", die die Band vor einigen Jahren ebenfalls als Eigenproduktion veröffentlicht hat. Lediglich das Booklet - 4 Seiten ohne Songtexte - ist etwas spartanisch ausgefallen, allerdings stehen die Lyrics auf der Bandpage bereit.
FAZIT: Die Scheibe braucht Zeit, um sich zu entwickeln, da das Songwriting nicht auf das Offensichtliche setzt. So geht "End Of The Game" mit dem Urteil 'sehr gut, wenn auch nicht prunkvoll' über die Ziellinie. Bleibt zu hoffen, dass die Band entgegen dem Albumtitel weiterhin und steigenden Gefallen an ihrem Spiel findet und dabei noch weiteres Selbstbewusstsein für kommende Runden tankt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2011
Rick Browz
Martin DeBourge
Ken Mandat
Mike Browz
Eigenproduktion
62:55
24.04.2011