Der Titel dieser Werkschau der etwas anderen Art stammt aus „Commune“ und subsumiert, worum es auf „I Thought The World Was Listening“ geht – nachdenkliche Musik und Texte, die in ihrer Allgemeinverträglichkeit niemanden überraschen, der DAMIEN WILSON nicht nur im Metal-Nimbus verortet.
Die Doppel-CD umfasst teilweise neu aufgenommene Bekanntschaften – wie gesagt zumindest für Eingeweihte – sowie bislang Unveröffentlichtes unter optisch reizender Haube, weshalb sich für Fans der markanten Stimme keine Frage stellen sollte, ob sie dieses Angebot nutzen müssen oder nicht. Neben zahlreichen Singer-Songwriter-Anwandlungen („Beating Inside“ und „Never Close The Door“ vom Solodebüt „Disciple“, „One Life“ von „Commune“) bittet man in „Please Don't Leave Me Till I Leave You“ von „Live In Rehearsal“ zum Honkey-Tonk-Freudentanz, später in „Subway“ noch einmal auf vergleichbare Art.
Ein schlichter Rocksong mit Orgel wie „A Long Way Home“ steht Lagerfeuer-Minimalismus der Marke „Naturally“ oder „For The One I Long“ gegenüber. Das Demo „Homegrown“ und „Adam's Child“ würden in einer gerechten Welt Radiohörern die schmachtenden Tränen in die Augen treiben, und das unbekannte „Spin“ macht sich weniger auffällig aus als der Swing von „See You There“ als einstiger Hidden Track des Erstlings. Im Popper „She's Like A Fable“ gastiert nebenbei bemerkt Altheld Rick Wakeman.
Die unveröffentlichten Lieder „Wedding Song“ und „Array Of Lights“ sind weitere Balladen, für die man generell ein Faible mitbringen sollte, so man diesen Doppeldecker vorbehaltlos ohne Erfahrung mit WILSON goutiert. Schwingen sich die Begleitmusiker in diesem Kontext richtig in die Höhe, kommen Großtaten wie „Brightest Way“, „Just The Way It Goes“ und „Moment Of Your Doubt“ heraus, die gar an üppig arrangierte Klassiker von SIMON & GARFUNKEL oder BEATLES-Weichzeichner (bei „Smile“ wohl eher Namensvetter Brian Wilson) mit Engelstrompeten erinnern. „Light In The Middle“ fetzt beinahe punkig, und „Naked“ stolziert mondän bis kräftig zupackend übers Parkett. Das neu eingespielte „Nothing In This World Remains The Same“ setzt ein Zeichen gegen den Trend, Altes beim Aufpolieren unnötig anzudicken, und was dies angeht, steht die Textzeile „strength is in the humble, and belief is in mankind“ bezeichnend für diese Zusammenstellung beziehungsweise den Künstler DAMIEN WILSON im Speziellen.
FAZIT: „I Thought The World Was Listening“ stellt den Sänger und Liedschreiber DAMIEN WILSON abseits seiner Geschäftigkeit im härteren Metier vor. Wer auf gute Liedschreibe nach Machart sowohl amerikanischer als auch europäischer Künstler kann, sollte unbedingt die Ohren aufsperren. Gänse dürfen gehäutet, Männlein beziehungsweise Weiblein bekuschelt werden, denn immerhin fällt die Veröffentlichung in die dunkle Jahreszeit.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2011
Damien Wilson, Paul Jude Wilson
Andrew Holdsworth, Richard West, Mark Northfield
Richard George, Tony Woollard (strings)
Blacklake
58:07 + 57:29
25.11.2011