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Dark Suns: Orange

Stil: Progressive Rock

Cover: Dark Suns: Orange

Das nennt man dann wohl eine fette Überraschung. Waren die Wurzeln zwar schon immer fest in progressivem Nährboden verwachsen, hat sich der Metal allerdings komplett aus dem Sound der mittlerweile im Kern als Trio agierenden Leipziger Band verabschiedet.

Noch konsequenter als OPETH haben sich DARK SUNS dem verkopften Rock der Siebziger verschrieben. Die Verzerrung der Gitarren hat sich auf einen röhrig-warmen Retro-Sound reduziert, das Schlagzeug tönt nun noch schlagzeugiger, heimelige Hammond-Orgeln flirren wie flimmernde Sommerhitze durch das Bild, hier Bläser- und dort Klaviereinsätze beleben das nostalgisch-analoge Treiben obendrein – und was Drummer Niko Knappe in stimmlicher Hinsicht auf „Orange“ fabriziert, hat schlichtweg Weltformat. Aber verhält sich das nur mit dem Gesang so? Nein, verdammt!

Dieses Album, meine lieben Leser, wäre vor vierzig Jahren mit hundertprozentiger Sicherheit der Maßstab für alles Nachfolgende gewesen. Dieses einstündige Rock-Epos ist von einer Aura umgeben, die den ganzen Raum ausfüllt, von einer Aura, die signalisiert: „Ja, ich werde der musikalische Diamant sein, vor dem sich die Musikliebhaber auch noch in einem halben Jahrhundert respektvoll verneigen werden!“ - und das wird hoffentlich auch der Fall sein, anstatt dass das Album durch das verkorkste Mainstreamdenken untergeht und zum Nischenkult verkommt.

Auch wenn „Orange“, das an Vielschichtigkeit kaum zu überbieten ist, unglaublich viele eindeutige Einflüsse offenbart, so ist es unmöglich, DARK SUNS anno 2011 nun auf irgend etwas festzunageln – das wäre zudem respektlos, da sich die Jungs irrsinnig viel Mühe geben, Individualität zu bewahren. Erfolgreich.

Gänsehaut, Tränen der Überwältigung, der Kloß im Hals, der Druck der Ergriffenheit auf dem Brustkorb. All diese Reaktionen rütteln immer wieder den Körper auf, so als würde die Seele derart beben, dass sich die Vibrationen auf Fleisch, Blut, Nerven und Knochen übertragen, wiederkehrend, niemals enden wollend.

FAZIT: Album des Jahres.

P.S.: Dem limitierten Digipak liegt auch noch eine DVD und die 4-Song-Unplugged-EP „Re-Oranged“ bei.

Punkte: 15/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.12.2011

Tracklist

  1. Toy
  2. Eight Quiet Minutes
  3. Elephant
  4. Diamond
  5. Not Enough Fingers
  6. Ghost
  7. This Is Why They All Hate You In Hell
  8. Vespertine
  9. Scaleman
  10. Antipole

Besetzung

  • Bass

    Jacob Müller

  • Gesang

    Niko Knappe

  • Gitarre

    Maik Knappe, Torsten Wenzel

  • Schlagzeug

    Niko Knappe

  • Sonstiges

    Ekky Meister (Klavier, Hammond b3)

Sonstiges

  • Label

    Prophecy Productions

  • Spieldauer

    60:00

  • Erscheinungsdatum

    02.12.2011

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