DAVID GOGO tummelt sich schon seit Jahren mit weit über zehn Alben (!) in der Roots-Rock- und Americana-Szene. "Different Views" bietet ein weiteres Mal gute, nicht zu seichte Unterhaltung für diejenigen, die ihre Gitarre eher medium gebraten mögen. Dass der Gitarrist und Sänger in Übersee bekannter ist als hier, zeigt die ursprüngliche Veröffentlichung von "Different Views" im Jahre 2009. Mit einiger Verzögerung darf man GOGO nun also auch hier lauschen.
"Don't Bring Me Down" stammt als einziger Track nicht von ihm selbst, doch bei seinen eigenen Stücke unterscheidet sich die Herangehensweise des Komponisten nicht großartig: ein eingängiges Basisriff oder -Hook, mit welchem man den Mainstreamhörer gleich ködert, dazu Hammond-Zierrat und die rauchige Stimme sowie ein simples, aber treibendes beziehungsweise swingendes Rhythmusfundament: Fertig ist der sichere Hit. Die Texte der Gassenhauer behalten sich Plattheiten vor, gehen aber auch wenig in die Tiefe. GOGO mag mit Bluesrock sozialisiert worden sein, überführt selbigen jedoch bar des Schmutzes in die Gegenwart. Dementsprechend lamentiert vornehmlich der fein gekleidetet Outlaw-Gentleman zu fettem Gerocke der Marke "Lies", denn schließlich kann sich kein Kleinganove ein sattes Bläserorchester nebst weiblicher Backings leisten. Dass es dabei unweigerlich zu Annäherungen an Jazz und Funk kommt, steht ebenso zu erwarten und wird mit "Gunslinger" sowie dem Gastauftritt von Phil Dwyer bewiesen. Die beiden erwähnten Lieder dürfen neben "Where The Devil Won't Go" als Anspieltips gehandelt werden.
FAZIT: Nichts Neues für europäische Ohren, dieses Album, und auch für nordamerikanische sicher nicht. Mag man sich "drüben" noch eher mit Boogie und uramerikanischen Themen beziehungsweise dem noblen Gangster identifizieren, aber dies lässt die eingeschneite alte Welt im Gegenzug nicht gänzlich kalt. Mit "Different Views" kann man durchaus die eine oder andere lauschige Stunde im schweiß- und rauchfreien Bluesclub verbringen - Krawatte ist dabei übrigens Pflicht …
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.01.2011
Rick May
David Gogo
David Gogo
Darcy Phillips
William Arthur Hicks
Rick Hopkins (Hammond), Phil Dwyer, Tina Jones (horns)
Dixie Frog / Fenn
44:06
14.07.2009